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Studie: Luft wird erheblich schlechter

■ Forschungsbericht von Daimler-Benz: Autoabgase werden in vielen Hauptstraßen um das Drei- bis Vierfache zunehmen

Auf Berlins Hauptstraßen werden schon heute Alarmwerte für einzelne Schadstoffe überschritten, doch es wird alles noch viel schlimmer kommen. Insgesamt wird die Luftverschmutzung durch den Autoverkehr in den kommenden Jahren zunehmen – auf der Stadtautobahn, Radialen wie etwa der Frankfurter Allee oder der Bundesstraße 96 (Tempelhofer Damm) und beispielsweise auf Teilen des geplanten Innenstadtrings (Warschauer Straße, Oberbaumbrücke, Skalitzer Straße) werden die Schadstoffwerte sogar um das Drei- bis Vierfache steigen. Das geht aus einer Studie hervor, die Daimler-Benz in Auftrag gegeben hatte.

Ursache für die erhebliche Luftverschlechterung sei, daß bei einer Zunahme des Verkehrs die Schadstoffe überproportional anstiegen, erläuterte Bernhard Grüber von der Daimler-Benz-Forschungsstelle in Berlin gegenüber der taz. Andererseits werde, selbst wenn der Verkehr nur geringfügig reduziert werde, die Qualität der Luft allerdings auch überproportional verbessert.

Mit einer solchen Verringerung des Autoverkehrs rechnet bei Daimler allerdings niemand. Der von der Berliner Gesellschaft für Informatik, Verkehrs- und Umweltplanung GmbH (IVU) angenommene Verkehrszuwachs um ein Fünftel sei realistisch, sagte Daimler-Forscher Grüber. Manche Fachleute rechneten allerdings auch damit, daß der Autoverkehr um ein ganzes Drittel zunehmen werde. Dann stiege die Abgasbelastung um mehr als das Drei- bis Vierfache.

Die Verkehrsverwaltung bestätigte die Prognosen zum Anwachsen des Verkehrs. Diese Schätzungen seien der Grund dafür, daß Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) die in der vergangenen Woche veröffentlichten Strategien zur Luftverbesserung ausgearbeitet habe, betonte Sprecher Tomas Spahn. Mit diesen Maßnahmen werde man die Zuwächse im Verkehr weitgehend auffangen können. Konkrete Zahlen wollte der Sprecher aber nicht nennen. Aus den Senatsplanungen zu den Ost- West-Straßenverbindungen ergibt sich aber, daß der Autoverkehr in der Innenstadt selbst dann um mindestens ein Zehntel zunehmen wird, wenn alle verkehrsmindernden Maßnahmen durchgesetzt werden könnten und der öffentliche Nahverkehr erheblich ausgebaut würde.

Daimler-Benz hatte für seine Untersuchung die Stadt Berlin eher zufällig ausgesucht. Hier sei durch Vorarbeiten der Umweltverwaltung das beste Zahlenmaterial vorhanden gewesen, sagte Grüber. Welche Schlußfolgerungen das Unternehmen aus seiner Studie ziehen wird, ist noch nicht klar. Die Forschungsarbeit sei unabhängig von der Unternehmenspolitik zu sehen. Ob der Konzern nun auf die von ihm geforderten Parkplätze unmittelbar am Potsdamer Platz verzichten werde, wisse er nicht, so Daimler-Forscher Grüber. Dirk Wildt

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