Keine Frage, keine Antworten

■ Gegenbühne 3: Gehören„Kopfmacher oder Amüsierkasper“ zusammen?

Eine Dame rief, und vier Herren kamen ein bißchen ins Gespräch über die „Rolle der Künstler und Kreativen“ in der Gesellschaft, da die Kultur so etwas wie einen Boom erlebt. Zum dritten Mal hatte Kultursenatorin Christina Weiss am Freitag zur Gegenbühne geladen, diesmal in den Kleinen Saal der Musikhalle. Kopfmacher oder Amüsierkasper? war die Frage, die unter der Leitung von Ulrich Wickert der Regisseur und Intendant der Berliner Volksbühne Frank Castorf, der Documenta-Macher Jan Hoet und Kulturjournalist Hellmuth Karasek auf dem Podium untersucht wurde.

Einführend leistete Ulrich Wickert den Brückenschlag zwischen Kultur und Käse, der erst durch Schimmel seine Güte gewinne. Deutscher Käse schimmele eben nicht, und eine „hygiensiche, pasteurisierte Gesellschaft, in der alles klappt, ist sehr gefährlich für die Kultur“. Vom duftenden Einstiegsbild ging's zu den Realitäten, der Schließung des Berliner Schillertheaters. Dazu konnte Frank Castorf — wenn schon keine Frau, fand sich mit ihm immerhin ein Ossi auf dem Podium — was erzählen. Die Spielregel eines Intendanten laute, „entweder in zwei Jahren berühmt oder tot.“ Die Schließung des Schillertheaters spare kaum Geld, und Berlin habe außer Kultur ja nichts zu bieten. Kasper oder Kopfmacher seien keine Alternative, da „kann ich nicht oder sagen, sondern immer nur und.“

Jan Hoet, „Theater und die Künste sind die Motoren der Kultur“, die Geistiges und Profanes verbänden, fand das ebenso wie Hellmuth Karasek, und bemängelte noch die hermetische Trennung von Politik, Kultur und Ökonomie. Kopfmacher oder Amüsierkasper? — keine Frage, also auch keine Antworten.

jk