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Demo bei Volker

■ "Schluß mit Bundeswehreinsatz"

Bei der Zwischenkundgebung an der S-Bahnstation Heimfeld spendierte ein türkischer Händler den Demonstranten eine Kiste Bananen. Dann zogen die etwa 200 Personen weiter in die Nähe des Hauses von Verteidigungsminister Volker Rühe. Sie forderten vom Harburger CDU-Politiker ein Ende des Bundeswehreinsatzes in Somalia und die „Aufhebung des Wirtschaftsembargos gegen die Republik Jugoslawien“.

Die Polizei hatte die Straße mit starken Kräften rund 400 Meter vor Rühes Haus abgeriegelt. Auf einer 20minütigen Kundgebung an den Absperrgittern bezeichnete ein Sprecher die humanitären Einsätze der Bundeswehr als „Völkermord“ und nannte Rühe einen „Kriegsminister“. Die Polizisten wurden mit Bananenschalen beworfen. Einzelne Demonstranten überstiegen die Gitter, wurden aber sofort zurückgedrängt. Anschließend löste sich die unter anderem von der „Antifa Schanzenviertel“ und dem „Bund westdeutscher Kommunisten“ angemeldete Demonstration in Richtung Harburger Innenstadt auf. Die Befürchtungen eines Hausbesitzers, der seine Eingangstür mit Brettern zugenagelt hatte, bestätigten sich nicht. Bis auf kleinere Zwischenfälle gab es keine Auseinandersetzungen.

Volker Rühe, der extra nach Harburg gekommen war, um „bei meiner Familie zu sein“, bezeichnete das Wort vom „Kriegsminister“ als „geistige Umweltverschmutzung“. Er habe kein Verständnis für eine Demonstration, die in seinen Privatbereich eingreife. „Dadurch werden auch die Nachbarn beeinträchtigt, das ist nicht in Ordnung.“ Wenn gegen ihn demonstriert werden soll, „nun gut, aber dann an meinem Arbeitsplatz“. Auch inhaltlich war der Minister mit der Demonstration wenig einverstanden: „Den Typen, die heute da waren, geht es bestimmt nicht um die Sicherheit unserer Soldaten in ihrem zutiefst moralischen humanitären Einsatz.“

Torsten Schubert

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