Ohne Moos kein Theater

■ Betr.: Kulturbehörde will nicht subventionieren, taz 18.6.

Ich möchte hier einmal kurz aus meiner Sicht, die Konsequenzen der Entscheidung der Kulturbehörde, das JUNGE THEATER nicht zu subventionieren, beschreiben: Ich bin seit sechs Jahren im Kern der Gruppe, de das JUNGE THEATER ausmacht tätig, und war neben meinem Psychologiestudium immer bemüht, soziale Konfliktstoffe auf die Bühne zu bringen und zur Diskussion zu stellen. Im Herbst 1993 plane ich eine theatralische Bearbeitung des Hörspiels „EINGEMAUERT“ vom Bremer Autor Jürgen Alberts. Hier wird die Verolgungsgeschichte einer kurdischen Frau erzählt, die ein Jahr nach ihrer Zuflucht in Deutschland ihren vierzehnjährigen Sohn bei einem Attentat von Skinheads verliert. Einer der Täter, der sechzehnjährige Klaus, sitzt in Untersuchungshaft und in einem Gespräch mit seinem Vater werden Motive und die emotionale Verwahrlosung des Jugendlichen sichtbar. Die besondere Brisanz dieses Themas und die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung damit braucht wohl angesichts der täglichen Schreckensmeldungen über Brandanschläge und Attentate nicht betont werden. Ich will dieses Projekt mit türkischen, serbischen und deutschen Jugendlichen und Erwachsenen im JUNGEN THEATER verwirklichen und auch an Bremer Schulen vorführen. Nun befürchte ich nach der behördlichen Entscheidung, dem JUNGEN THEATER keine kontinuierliche Förderung zu geben, daß solche Projekte in Zukunft schon im Vorfeld daran scheitern werden, daß das JUNGE THEATER mehr denn je gezwungen sein wird, in seinem Spielplan kommerzielle Aspekte zu berücksichtigen und Stücke mit Breitenwirkung anzubieten und daß darüber hinaus noch die arbeitslosen, studierenden oder sozialhilfeempfangenden Mitglieder selbst ins soziale Abseits gedrängt werden. Das kann eigentlich nicht im Interesse der Kultursenatorin und ihrer Behörde sein! Erkan Altun, Bremen