Öko-Siegel für Selbsthilfeprojekt

■ Auszeichnung für den Komposthof der Arbeitslosen-Selbsthilfe   Von Sven-Michael Veit

Jörg Bernhard ist stolz: „Wir sind die ersten in Hamburg, die ein solches Gütesiegel erhalten“, stellt er sachlich fest, um gleich die rhetorische Frage anzuschließen: „Nicht schlecht für ein ABM-Projekt, oder?“. Der 38jährige Biolehrer ist Leiter des Kompostprojekts der Arbeitslosen-Selbsthilfe Hamburg e.V. (ASH), das gestern mit dem „Gütezeichen der Gütegemeinschaft Kompost“ ausgezeichnet wurde. Eine Anerkennung für den schadstoffarmen Öko-Kompost, der auf dem 10.000 Quadratmeter großen Gelände in Bramfeld unter labortechnischer Überwachung hergestellt wird.

Seit 1985 betreibt die ASH den Komposthof in der Fabriciusstraße 225 als ABM-Projekt. Fachlich ausgebildet und sozial betreut von einem Gärtner, einer Agraringenieurin sowie zwei Sozialpädagogen arbeiten hier 16 ungelernte Jugendliche und sieben langzeit-arbeitslose Fachkräfte. Gefördert wird das Projekt von Arbeitsamt und Hamburger Arbeits- und Sozialbehörde durch ABM- und andere Mittel des sogenannten zweiten Arbeitsmarktes. Berufliche Qualifizierung und soziale Stabilisierung geht einher mit einer „im öffentlichen Interesse liegenden Arbeit“: Gartenabfälle von Privatleuten und Gewerbebetrieben werden zu einem hochwertigem Produkt verarbeitet, das alle Qualitätsansprüche an biologisch reinen Kompost erfüllt. „Hier wurde sehr gute Arbeit geleistet“, lobte Jan Baumann, Vorsitzender des bundesweiten Kontrollverbandes „Gütegemeinschaft Kompost“ bei der gestrigen offiziellen Übergabe des Gütesiegels. Die etwa 3000 Kubikmeter Kompost, die der Hof pro Jahr produziert, werden an Vorgartenbesitzer und Kleingärtner verkauft. Größter Abnehmer war bislang das Hamburgische Staatsgut Wulksfelde, das auf dem Kompost aus Bramfeld nun biodynamischen Anbau betreibt. Die „relativ bescheidenen Einnahmen aus dem Verkauf“, so Bernhard, werden in Personal und in den professionellen Fuhrpark des Kompostprojekts re-investiert.

Rund 60 Jugendliche wurden in dem Projekt wieder „gesellschaftsfähig“: Schulabschlüsse wurden nachgeholt, berufliche Grundkenntnisse erworben, Ausbil-dungsplätze vermittelt und soziale Probleme wie Verschuldung oder Drogengefährdung gelöst oder zumindest entschärft.

Als Konsequenz der restriktiven Bonner Sparpolitik sind arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie das Kompostprojekt gefährdet. Ab 1. Juli sollen sechs der 16 ABM-Stellen für Jugendliche entfallen, die ebenfalls öffentlich geförderte Stelle des Gärtnermeisters soll zum Jahresende auslaufen. Jörg Bernhard, dem noch „keine bindenden Zusagen“ über die weitere Finanzierung der Einrichtung vorliegen,ist nur verhalten optimistisch: „Wenn wir den Status quo halten können, sind wir schon froh.“