Gereinigten Herzens

■ Seine Humorlosigkeit Michael Hutchence präsentierte INXS

Die australische Gruppe INXS führte im ausverkauften Docks vor, was Pop-Rock bedeutet: Es handelt sich um die Musik, die gereinigten Herzens Muzak, Hard Rock, Schlager und - seit der ersten Hälfte der 80er Jahre - Wave-Gitarren mit einer durchgehenden Humorlosigkeit verbindet. Wie die Sänger Matthias Reim, Jon Bon Jovi und der „Pride“-Bono Vox Blicke und Posen der Zuversicht beherrschen, so sah sich auch der Sänger Michael Hutchence in der Lage, als „Seine schicke Verschwitztheit“ aufzutreten. Hutchence besang in einer Reihe von belanglosesten Hahnenstolz-Oden eine Vielzahl „Babys“.

Unten, im intimen „Club“ des Docks, wo INXS ihre Wurzeln wiederfinden wollten, die in den „schrecklichen“ Stadien, in denen die Band sonst auftreten muß, verloren gegangen sein müssen, glänzten die Augen der Mitsingenden, die so gerne Mikes „Babys“ wären. Ihr Glück schien mit jedem neuen Superhit ins Unermessliche zu steigen. Gott vergelts ihnen.

Hutchence' Band markierte ein lässiges, aber in Momenten musikalischer Hingerissenheit engagementbereites Mucker-Kollektiv, dazu verdammt, ewig wider die Kakophonie und jede elitäre, künstlerische Ambition zu kämpfen. Das schlimmste Konzert dieses Jahr.

Kristof Schreuf