„Eine Komödie braucht Klischees“

■ Die „Abgeschminkt"-Regisseurin Katja von Garnier über neue Frauenbilder im Film

taz: Starke Frauen sind in Hollywood im Moment ja stark im kommen. Siehst Du das eher als Mode-Erscheinung, oder entdeckt das Kino jetzt tatsächlich Frauen als Charaktere?

Katja von Garnier:Das glaube ich schon. Aber daß das Kino die Frauen entdeckt, ist auch ein Spiegel unserer heutigen Zeit. Aber mein Film ist eigentlich nur ein Kommentar zu diesem Thema. Er gibt keine Antworten, er ist auch keine Fortsetzung dieser ganzen Bücher wie „Wenn Frauen zu sehr lieben“ undsoweiter.

Wie würdest Du denn Deine Frauen charakterisieren, im Unterschied zu den Klischees der 70er und 80er Jahre?

In den 80er Jahren wurde eine Frau, die ihre Arbeit sehr wichtig genommen hat und darin auch aufgegangen ist, gerne als Karrierefrau abgetan. Ich finde, das entspricht heute nicht mehr dem Bild. Ich finde eben, daß Frauen auch neben ihrer Arbeit, wo sie mit beiden Beinen im Leben stehen, trotzdem auch schwache Momente haben können, verliebt sein können, sich mit Männern beschäftigen können. Das eine schließt das andere doch nicht aus. Ich will wegkommen von diesen Filmklischees: entweder Karrierefrau oder Emanze. Aber wir können heute auch nur auf so –ne leichte Art Filme machen, weil vor 20 Jahren Frauen für ihre Rechte gekämpft haben.

Alltagsgespräche spielen in „Abgeschminkt“ ja eine große Rolle. Wie sind die ins Drehbuch gekommen? Sowas kann man doch nicht erfinden?

Doch. Kann man. Die ersten drei Fassungen habe ich selbst geschrieben, und dann zusammen mit zwei Freuden überarbeitet. Was die Dialoge angeht, ist das meiste erdacht. Aber sowas kommt natürlich auch beim Mitschreiben am Telefon, Beobachten von Freundinnen und Menschen um mich herum. Das ist ganz wichtig, daß man sowas aufnimmt. Aber die Dialoge sind dann ausgedacht, also nicht 1:1 aus dem Leben abgeschrieben.

Auf der anderen Seite kommen, weil der Film ja eine Komödie ist, viele Rollen-Klischees drin vor. Ist das dann nicht ein Widerspruch, wenn der Film doch eigentlich ganz natürliche, „ungeschminkte“ Frauen zeigen will?

Also, eine Komödie braucht Klischees. Da braucht man nicht mehr viel hinzutun, denn der Zuschauer weiß sofort, worum es geht. Man kann die Klischees benutzen. Für eine Komödie ist das essentiell. Aber ich finde auch nicht, daß alle Figuren in meinem Film Klischees sind.

Fragen: T.W.