: Völlig losgelöst
■ Jugendradio DT 64/MDR-Sputnik ab morgen nur noch über Satellit zu empfangen
Für Martin aus Berlin ist nach eigener Aussage am Donnerstag „leider Schluß“ mit MDR-Sputnik, dem Nachfolger des nicht nur im Osten sehr populären ehemaligen DDR-Jugendradios DT 64: Sein „wundervolles Röhrenradio“ hat nun mal keine Möglichkeit, den Satelliten Astra 1B zu empfangen.
Mit dieser Sendeart hat der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) bereits im Mai Neuland betreten, die Ausstrahlung über die sächsischen Mittelwellensender des MDR läuft nur noch bis zum morgigen 1. Juli. Rund 200.000 DT-HörerInnen waren im vergangenen Jahr auf die knackende, rauschende Mittelwelle „herübergerettet“ worden. Ab Donnerstag werden sie im Auto völlig auf ihren Sender verzichten müssen.
Lost in space: Wer das werbefreie Jugendprogramm hören will, braucht jetzt eine Satellitenschüssel. Die Satellitenübertragung sei die einzige Alternative gewesen, meint Wellenchef Michael Schiewack. Und er muß einräumen: „Wir wissen natürlich, daß es sehr schwer werden wird, weil wir momentan überhaupt nicht einschätzen können, wer wirklich sein Radio darauf umstellen wird.“
Besonders stolz ist Schiewack auf die Lebenshilfe für die Alt- DT 64er, die der MDR in Zusammenarbeit mit dem Antennenhersteller Technisat anbietet: Satellitenempfangsanlagen (Antenne und Receiver) für 399 Mark, was 200 Mark unter dem normalen Ladenpreis liegen soll. Gutscheine können Interessenten noch bis zum 31. Juli beim DT 64-Freundeskreis in Dresden (Schandauerstraße 64) anfordern. Die Freundeskreise geben außerdem eine Zeitschrift heraus, die den alten und neuen Namen gleichermaßen im Kopf führt: spuDTnik.
Seit Anfang Mai wird das Jugendprogramm zudem in mehrere kommerziell-privat betriebene ostdeutsche Kabelnetze eingespeist; im Sommer soll voraussichtlich über den Telekom-Satelliten Kopernikus die Abstrahlung in digitaler DSR-Qualität folgen. Danach steht der Einspeisung in deutsche Kabelnetze nichts mehr im Weg – allerdings wird in diesem Fall ein digitaler DSR-Tuner zum Empfang benötigt.
Der Jugendsender verwendet den Ton-Unterträger des privaten Pay-TV-Kanals Premiere auf Astra 1B (Frequenz 11,464 GHz, Transponder 17, Polarisation auf 7,38 und 7,56 MHz). Auch während der verschlüsselten Premiere- Sendungen ist MDR-Sputnik in Stereo zu hören. Die rockbetonte Musikfarbe grenzt den Jugendsender weiterhin von den weichgespülten Popwellen ab, obwohl auch Sputnik mittlerweile Computer zur Musikauswahl einsetzt: Im Programmschema finden sich Musiksendungen zu allen aktuellen Poprichtungen (unter anderem sonntags von 18 bis 20 Uhr das HipHop-Magazin „Dope Beats“ und die Dancefloorsendung „Party Zone“ mit Marcos Lopez (samstags ab 19 Uhr). „Lockruf“ erwartet werktäglich ab 12.07 die Schüler an den Empfängern.
Das tägliche politische Magazin heißt „Rush hour“ und beginnt um 18.03 Uhr. Sonntags ist Bodo Bohrfutter alias Christian Finkenwirt der einzige Sputnik-Moderator, der offiziell „berlinern“ darf. Denn Bodo moderiert die Comedy-Sendung „Doktor Kaos“, die mit einem „Beschiß-Quiz“ und den „Mini-Charts“ die herkömmlichen Sendearten persifliert. „Deutschland im Stau“ heißt das jüngste Sputnik-Kind – eine Satiresendung. Als Minihörspiel war kürzlich zu hören, wie es im Reet- Domizil der Ex-Ministerfamilie Krause in Meck-Pomm wirklich zugeht (sonntags um 13.03 Uhr). Stefan Müller
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