von Hertz bis zur Musiktruhe

■ Streifzug durch die Welt der Wellen: Das Bremer Rundfunk-Museum

Von Hertz bis zur Musiktruhe

Streifzug durch die Welt der Wellen: Das Bremer Rundfunk-Museum

Da staunen große und kleine Fans: Telegraphen und Detektoren, Radios und Plattenspieler, Trichterlautsprecher und Seefunksender. Ungefähr 400 Exponate aus neun Jahrzehnten sind im „Bremer Rundfunkmuseum“ zu sehen. Viele davon können auch erlebt werden: Die Museumsleitung erlaubt, Geräte zu benutzen. Das macht besonders Kindern Spaß. Sie erfahren so spielend von Senden und Empfangen, Heinrich Hertz, drahtloser Telegraphie oder Einführung des SOS-Notrufs 1906.

Die zündende Idee hatten einige Funkamateure, die sich über „ihre Wellen“ näher gekommen waren. Im Februar 1978 gründeten sie den Verein „Bremer Rundfunkmuseum“. Mit Hilfe des Senats richteten sie es im ehemaligen Lager eines alten Schlachthofs ein. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich eine riesige Sammlung mit Spenden von Privatleuten und Firmen. Längst reicht das Museumsgebäude dafür nicht mehr aus. In einem Lager finden sich nahezu 4.000 Exponate.

Das Haupthaus zeigt einen repräsentativen Querschnitt der Funk-, Rundfunk- und Unterhaltungselektronik. Für ältere Menschen ergeben sich wehmütige Erinnerungen an aufregende Jahre des Beginns, als aus einem Holzkasten menschliche Stimmen oder Musik in die Zimmer tönten. Die Jungen verblüfft, wenn sie sehen, mit welch primitiven Gehäusen, Drähten, Steckern und Leuchtröhren in den 20er Jahren das Geschehen in der Welt oder die Unterhaltung ins Haus zu holen waren. Während der Wirtschaftsdepression hatten sich viele Menschen mit einfachen Mitteln selbst Detektoren gebastelt, Hörmuscheln für den Empfang des Rundfunkprogramms. Die erste Million Rundfunkteilnehmer in Deutschland wurde 1926 gezählt.

Im Museum ist auch der 1933 eingeführte Volksempfänger zu sehen. Ebenso der von den Nationalsozialisten zur Propaganda mißbrauchte und deshalb „Goebbelsschnauze“ genannte Gemeinschaftsempfänger DKE von 1938. Wegen „Abhörens von Feindsendern“ wurden 1941 die ersten Todesurteile verhängt.

Im Museum steht einer der ersten Fernseher von 1939. „Röhrengrab“ hieß ein Philips-Empfänger von 1950. Ein besonders seltenes Exemplar ist der Lindström-Walzenphonograph von 1906. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich dokumentieren zahlreiche Radios, Musiktruhen und Fernseher aus den 50er Jahren. Dietrich Wieland, dpa

(Öffnungszeiten: Mo. Di. Do. Fr. 9.30-13.00 u. 14-17; So. 10.00-12.30)