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Ab- und Aufsteiger?

■ Handball-Bundesliga: Wiesbaden zieht zurück, Berlin rückt nach

Berlin (taz/dpa) – Geld regiert die Welt, diese Binsenweisheit aus dem Lehrbuch der Marktwirtschaft läßt sich mit Fug und Recht auf den Sportmarkt umschreiben – Geld regiert den Sport. Ein Beispiel: die Handball-Bundesliga der Frauen. Dort spielt nicht mehr, wer besser Handball spielen kann, sondern wer (noch) Kohle hat. Diese ging PSV GW Frankfurt/Main bereits während der letzten Runde aus, die folglich ohne die Damen aus Frankfurt zu Ende ging. Nun meldete DJK SC SW Wiesbaden sein Team aus der höchsten Spielklasse ab. Der Grund, unschwer zu erraten, ist wirtschaftlicher Natur. Sportlicherseits war alles bestens gelaufen – Aufsteiger Wiesbaden hatte dank eines elften Ranges den Klassenverbleib gefeiert.

Und es gibt noch einen unsicheren Kantonisten, den VfL Sindelfingen. Dessen Abteilungsleiter sitzt mittlerweile hinter schwedischen Gardinen. Im Hauptberuf Hauptkassierer bei der Kreissparkasse Böblingen, steht er nun in Verdacht, dieselbige mittels fingierter Buchungen um 1,6 Millionen Mark geprellt zu haben. Der Staatsanwalt ermittelt. Kontobewegungen ließen darauf schließen, die Handballabteilung habe von den Unterschlagungen profitiert. Nach ersten Erkenntnissen ist auch die Sindelfinger SPD betroffen. Aus der Parteikasse soll das Gehalt von Handball-Trainer Peter Ammann gekommen sein, denn der Abteilungsleiter waltete auch bei den Sozialdemokraten im Amt des Schatzmeisters. Gänzlich ohne Schätze könnten die Bundesliga-Damen dastehen. Deren Bundesliga-Etat in Höhe von 350.000 Mark könnte zusammenbrechen. Bundesliga-Obmann Manfred Stock rechnet mit einem Fehlbetrag von etwa 100.000 Mark. Die Abteilung steht ohnehin bereits mit einer sechsstelligen Summe in der Kreide.

Geld regiert den Sport. Absteiger Berliner TSC könnte wieder zum Aufsteiger werden. Der Berliner Ostclub gilt als erster Nachrück-Kandidat für Wiesbaden. coh

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