Warentermin-Nest ausgehoben

■ Staatsanwaltschaft beschlagnahmte Firmenunterlagen / Haftantrag

Die Staatsanwaltschaft Bremen hat am Montag die Räume der Firma Intertrade Establishment GmbH in der Straße Wegesend 3-4 durchsucht. Die Firma dealte mit Warentermingeschäften. Wie der zuständige Staatsanwalt Dr. Christoph Baumgarte auf Anfrage bestätigte, sind Geschäftsunterlagen sichergestellt und eine Person festgenommen worden. Auslöser für die Durchsuchung war die Anzeige einer Einzelperson, die sich von der Intertrade geschädigt fühlte.

Warenterminhändler suchen per Telefon spekulationsbereite Kunden im gesamten Bundesgebiet, vorzugsweise den neuen Bundesländern. Das Geld plazieren sie dann unter Einbehaltung von Provisionen und Gebühren von bis zu 45 Prozent der Spekulationssumme an ausländischen Börsen. In einigen Fällen, die in der Vergangenheit vor Bremer Gerichten verhandelt wurden, ist noch nicht einmal das Restgeld plaziert worden. Ermittelt wird jetzt gegen drei Beteiligte der Intertrade wegen fortgesetzten Betrugs, „weil die Anleger bei solchen Geschäften keine echte Gewinnchance hatten“, erklärte Baumgarte. Einer der Betrugsverdächtigen ist Rechtsanwalt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Intertrade im April diesen Jahres ihren Geschäftssitz nach Berlin umgemeldet. Die Unterlagen der Firma seien an eine Berliner Adresse in der Französischen Straße geleitet worden. Zeitgleich zu der Aktion in Bremen wurden auch dort die Räume durchsucht und Unterlagen sichergestellt, „etwas mehr als in einen VW-Bus hineingeht“, erklärte Baumgarte. Die Post sei per Nachsendeantrag nach Berlin umdirigiert worden. Dort habe ein Rentner im Auftrag der Intertrade die Briefe wieder nach Bremen zurückgeschickt.

Denn in den Räumen der Intertrade hat sich mittlerweile eine weitere Warentermin-Firma niedergelassen, die Telco GmbH. Wie hoch der Schaden ist, den die Intertrade unter ihren Kunden angerichtet hat, läßt sich derzeit nicht beziffern. Da die Firma vier Jahre gearbeitet hat, dürfte er beträchtlich sein.

Als Grund für die Verhaftung des „tatsächlichen Geschäftsführers“ nannte Baumgarte „Flucht- und Verdunkelungsgefahr“. In den Räumen der Intertrade fand der Staatsanwaltschaft Unterlagen über den Bau eines Feriendorfes in der Türkei. Der Haftbefehl war bis Redaktionsschluß vom Haftrichter nicht bestätigt. mad