Im Schatten des Kulturetats: Das WAP

■ Claus Jäger und sein kaum erschöpflicher Kulturtopf

Unter dem Decknamen „Wirtschaftsaktionsprogramm“ (WAP) hat der Wirtschaftssenator so viel Geld zur Verfügung (277 Millionen in diesem Haushaltsjahr), daß er auf allen möglichen Hochzeiten als Joker tanzen und arme Schlucker beglücken kann, unter anderem eben auch kulturelle Projekte. Das Geld fließt aus dem Standortfonds (6,4 Mio.), dem Dienstleistungsfonds (37,3 Mio.) oder auch aus dem Technologiefonds des WAP (39,2 Mio.), wie zum Beispiel die Förderung für das künftige Design-Zentrum in der alten Ostertorwache. Daß die Kulturbehörde dafür kaum mehr was zahlen muß, feiert sie als einen ihrer größten Erfolge.

Das heurige Musikfest darf mit 300.000 Mark aus WAP-Mitteln rechnen, das Shakespeare-Festival ebenfalls, die Sanierung der Glocke (Foto) wird in noch unbekannter Höhe mitgetragen, die Kammerphilharmonie lebt zum Teil vom WAP; selbst für das Butoh-Festival des Freiraum-Theaters war was aufzutreiben, und demnächst wird auch noch das Gesangsfestival „Women in (e)motion“ aus der Obhut der Kultursenatorin in die des Wirtschaftssenators entlassen. Einziges und umso schärferes Kriterium der Förderung: es muß schon was überregional Ausstrahlendes sein. Die Gesamtsumme der Aktivitäten ist schwer zu beziffern; es dürfte sich aber um einen geradezu zweistelligen Millionenbetrag handeln. schak