Behindert und arbeitslos

■ Projekt zur Reintegration der 1.200 Bremer Schwerbeschädigten gefährdet

Ein ganz normaler Job - für viele Behinderte nur UtopieFoto:Christoph Holzapfel

In der langen Schlange der Arbeitslosen stehen sie ganz hinten: die schwerbehinderten Arbeitslosen. Die Chancen dieser Menschen auf einen Job verbessern — dieses Ziel realisiert seit Beginn des letzten Jahres das Projekt „Bildung und Praxis für Erwachsene“ vom Berufsfortbildungswerk (bfw). Trotz erfolgreicher Arbeit droht dem Projekt jetzt das Aus, weil die Bundesanstalt für Arbeit die Mittel für Fortbildung gestrichen hat. In Bremen gibt es 1.200 arbeitslose Schwerbeschädigte, deren Chancen durch andere Faktoren weiter verringert werden: Mehr als die Hälfte haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, 70 Prozent sind älter als 45 Jahre, ein Drittel der Schwerbehinderten ist mehr als zwei Jahre arbeitslos.

„Wir bereiten in kaufmännischen und handwerklichen Übungsfirmen 31 Menschen auf den Berufsalltag vor“, sagt Egon Brinkmann, Geschäftsführer des bfw. Die Fortbildung ist auf ein Jahr angelegt: sechs Monate Training beim bfw, sechs Monate Praktikum in einem Betrieb. Von insgesamt 61 körperlich und psychisch Behinderten in der Fortbildung haben bisher 11 eine feste Arbeitsstelle gefunden.

Die arbeitslosen Schwerbehinderten sollen nicht nur betriebliche Fähigkeiten erlernen, sondern auch in „Sozialkompetenz“ trainiert werden: „Wir geben den Menschen einen Schutzraum, wo sie sich an ein Zusammenleben mit Kollegen wieder gewöhnen können“, so Ilke Crone, Betreuerin des Projektes. Die ganze Technik für die Ausstellung „Aufbruch in die Fremde“ sei von Leuten des Instituts installiert und überwacht worden.

Obwohl das Programm erfolgreich ist, wurde der eigentlich vorgesehene Drei-Jahres-Vertrag zum Jahresende gekündigt. Da hilft es auch nicht, daß fast die Hälfte der 1,8 Millionen Mark, die die Qualifizierung für drei Jahre kostet, aus den Töpfen der EG bezahlt wird. Die Kündigung des Projektes sieht Egon Brinkmann als Konsequenz der Bonner „Kahlschlagpolitik“. „Man muß die Bundesregierung daran erinnern, daß das Sozialstaatsprinzip in der Verfassung immer noch gilt“. bpo