Drohungen in Kreuzberg

■ Autonome Gruppe gegen Händler

Mehrere Inhaber kleinerer Schuh- und Bekleidungsgeschäfte zwischen Oranien-, Adalbertstraße und Heinrichplatz in Kreuzberg werden von der linksradikalen Gruppe „Klasse gegen Klasse“ bedroht. In den per Post zugestellten Schreiben, die am Montag eingingen, werden die Betroffenen als „korrupte Krämerseelen“ beschimpft, die sich „wie die Schweinepest im Kreuzberger Kiez“ ausbreiteten. Sie bereiteten den Boden für „schmierige Karrieristen, Yuppies, Spekulanten und ähnlichem Pack“.

Weiter heißt es in dem einseitigen Brief, der einzige Platz „für Mittelklassen-Schmarotzer“ liege zwischen „Mündungsfeuer und Einschuß“. Explizit wird angekündigt, man habe Mittel und Wege, die „Kommerztrödelschuppen platt zu machen“. Die Gruppe „Klasse gegen Klasse“, die zum äußersten linken Flügel der autonomen Szene gehört, hatte bereits vor einigen Wochen Dachstuhlbewohner in Kreuzberg und Neukölln auf ähnliche Weise bedroht. Zu ihren Opfern, die offenbar gezielt angeschrieben worden waren, gehörte auch die Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen, Helga Korthaase (SPD). Ihrem Nachbarn, der ebenfalls Post von der Gruppe erhalten hatte, zündeten Unbekannte kurz darauf den Wagen an. Wie gestern zu erfahren war, überlegen die betroffenen Ladeninhaber von Lux, Vox, Knopf und Kragen, Acetuna, Yellowgelb, Seide, Luzifer, Verrutschi und Fankusch, mit einem „Gegenpamphlet“ auf die Drohbriefe zu reagieren. In einigen Schaufenstern war gestern das Schreiben der linksradikalen Gruppe bereits ausgehängt worden, um die Kundschaft zu informieren.

Eine Ladeninhaberin, die aus Angst vor einem möglichen Buttersäureattentat nicht genannt werden wollte, bezeichnete die Vorwürfe der Gruppe gegenüber der taz als „Schwachsinn“. Die Läden trügen nicht zur Umstrukturierung des Kiezes bei, sondern kämpften selber um ihre Existenz. sev