piwik no script img

Hertie-Bunker: Abriß in vier Wochen?

■ Ottensener Kaufhaus wird von Asbest befreit / GAL fordert Abtragung per Hand

Asbestentsorgung im Hertie-Quarree. Das ehemalige Kaufhaus in Ottensen wird jetzt von dem giftigen Mineral befreit, damit es nach vielen Verzögerungen doch noch abgerissen werden kann. Das bestätigten sowohl Bezirksamt als auch der Investor Büll & Liedtke.

Anwohner hatten beobachtet, daß auf dem Gelände wieder Bauarbeiten stattfinden. Sie benachrichtigten die GAL. Anfragen beim Bezirk ergaben: Der Bauschutt im Freien wird mit Wassersprengern befeuchtet, eine Spezialfirma räumt asbesthaltige Baustoffe aus dem Kaufhaus-Bunker. Doch der GAL-Umweltpolitiker Klaus-Dieter Neitzke befürchtet, daß bei der Grundreinigung gepfuscht wird: „Das Gebäude ist vom Keller bis zum Dach verseucht.“

So soll im Innern des Hauses nicht der erforderliche Unterdruck herrschen, der verhindert, daß Asbest aufgewirbelt wird. Auch würde ein Abbruch mit der Abrißbirne die Statik des Gebäudes verändern und könnte demzufolge nicht mehr gestoppt werden. Neitzkes Fazit: „Der Kaufhaus-Komplex muß per Hand Stockwerk für Stockwerk abgetragen werden, damit auf neue Asbestfunde reagiert werden kann.“

Eine Forderung, die beim Investor Büll & Liedtke auf Unverständnis stößt. „Es gibt Bereiche, wo mit dem Hammer vorgegangen wird“, heißt es dort. Der technische Geschäftsführer Ludger Inholte versichert, daß die gesetzlichen Bestimmungen bei allen Arbeiten eingehalten würden. „Es gibt ein Asbestgutachten, die Entsorgung führt eine Fachfirma durch, überwacht von Sachverständigen und Behörden.“ Inholte rechnet, ebenso wie die Bauprüfabteilung des Bezirksamtes Altona, mit einem Beginn der Abbrucharbeiten in vier bis sechs Wochen.

Das befürchtet auch die Anti-Quarree-Initiative. Sie verweist auf eine Stellungnahme des Amtes für Arbeitsschutz vom Januar diesen Jahres. „Wir haben soviel Asbest gefunden, daß für die Arbeitnehmer ein sehr umfangreiches Gefährdungspotential vorhanden ist“, hieß es dort damals. So hofft die Initiative auf einen weiteren Abrißstop. Einstweilen will die Initiative eine Dokumentation über das Hertie-Quarree erstellen. Außerdem wartet sie darauf, von den Behörden über das weitere Vorgehen auf dem Kaufhausgelände informiert zu werden.

Torsten Schubert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen