Die Groß-Kinos starten durch

Rund um den Ku'Damm werden Kinos umgebaut / UCI wird ab 1994 neuer Pächter des Zoo-Palastes / Die Filmfestpiele sind nicht beeinträchtigt  ■ Von Severin Weiland

In die Landschaft der Mega-Kinos rund um den Kurfürstendamm ist Bewegung gekommen. Ab 1994 erhält der Zoo-Palast in der Hardenbergstraße mit „United Cinemas International“ (UCI) einen neuen Pächter. Der Berliner Neuling, hinter dem je zur Hälfte die amerikanischen Filmgiganten „Paramount“ und „MCA Universal“ als Kapitaleigner stehen, löst den bisherigen Kinomogul Hans-Joachim Flebbe ab. Dessen Pachtvertrag mit der „Zentrum am Zoo AG“ (ZAZ), die den Zoo-Palast betreibt, läuft zum Jahresende aus.

Flebbe selbst wird den Verlust des Zoo-Palastes wohl verschmerzen können. Schließlich verfügt er mit dem Filmpalast, Gloria, Lupe I und Astor über eine Handvoll Kinos in exklusiver Lage am Ku'damm.

Mit dem Zoo-Palast, der im Juli 1957 den ersten Film zeigte, hat UCI Großes vor. Mit ausgefeilter Digitaltechnik und diversen Umbauarbeiten soll das 3.000 Plätze zählende Gebäude für das Jahr 2000 gerüstet werden. Zwar will UCI-Geschäftsführer Raymond Smith in Bochum die Gerüchte nicht bestätigen, nach denen eine siebenstellige Investitionssumme im Gespräch ist. Immerhin, so bekennt er, seien „ganz erhebliche Renovierungen“ notwendig.

Keine Gefahr durch den neuen Pächter droht den Berliner Filmfestspielen, deren zentraler Austragungsort seit jeher der Zoo-Palast ist. Dafür hatte der Senat schon 1980 mit einer weitblickenden Entscheidung gesorgt. Im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages wurde der ZAZ durch den damaligen Finanzsenator vorgeschrieben, den großen Filmsaal bis zum Jahr 2036 für die Berliner Filmfestspiele stets offen zu halten. „Daran muß sich auch jeder neue Pächter der ZAZ halten“, so Peter Thilo, Referent der Berliner Festpiele GmbH. Schließlich werden während des Festivals hier nicht nur drei Filme am Tag gezeigt, sondern auch Schauspieler und Regisseure vorgestellt. UCI, so Thilo zuversichtlich, habe versprochen, „alles zu tun, um den Zoo-Palast für das Festival zu erhalten“.

Tatsächlich will UCI erst nach den Filmfestspielen, die 1994 Anfang Februar starten, die ersten Handwerker ins Haus lassen. Laut Smith sollen zunächst Mitte März die Säle I bis IV in Angriff genommen werden. Zwei bis drei Monate werde dann das gesamte Haus seine Pforten schließen, um im Oktober 1994 im „neuen Glanz“ zu erstrahlen. Mit dem Einbau der neuesten Digitaltechnik müssen in den anderen Kinoräumen vor allem die Deckenisolierungen neu bearbeitet werden. Bei den anstehenden Umbauten will UCI behutsam vorgehen. „Wir wollen den 50er-Jahre-Stil im Großen Saal und im Foyer in seiner Substanz bewahren“. So erhalte der Große Saal neben einer neuen Wandbespannung auch moderne Stühle. Die Zahl der Plätze im Hauptsaal – derzeit 1.200 – wird sich dabei geringfügig verringern. „Dafür werden dann die Zuschauer auf besseren Stühlen sitzen und viel mehr Beinfreiheit haben“, so Smith. Daß nach der Übernahme von UCI, die in der Bundesrepublik drei Multiplex-Kinos in Bochum, Hürth bei Köln und Saalepark bei Leipzig besitzt, nur noch Paramount oder MCA-Universal- Streifen gezeigt werden, bestreitet Smith. „Wir sind ein Profitunternehmen und werden daher die Filme zeigen, die die höchsten Besucherzahlen versprechen“.

Umbauten auch im Marmorhaus

Neuerungen läßt sich auch die Ufa-Theater AG einfallen. Zwei der acht Ufa-Kinos in Berlin – die Filmbühne Wien und das Marmorhaus am Ku'damm – sollen für insgesamt sechs bis sieben Millionen Mark modernisiert werden. Mit den Arbeiten im Marmorhaus hofft die Ufa schon Ende dieses Jahres beginnen zu können. Das älteste Kino am Ku'damm – am 13.Mai 1913 fand hier die erste Vorführung statt – soll wieder „mehr Glanz und Flimmer erhalten“, verspricht die Sprecherin der Ufa-Theater AG in Düsseldorf, Tanja Güsz: „Wir möchten mit Erstaufführungen und anspruchsvollen Filmen an dieser exponierten Stelle ein Gegenstück zum Zoo-Palast sein“. Die Säle II und III im Marmorhaus sollen zu einem Saal zusammengelegt, die Jugendstilelemente herausgearbeitet, ein behindertengerechter Aufzug installiert und die Treppe renoviert sowie der Platz für die Zuschauer großzügiger als bisher bemessen werden. Zusätzlich erhält das Erdgeschoß eine Café-Bar. Auf den Besuch des Marmorhauses, das über ingesamt vier Säle verfügt, müssen die Besucher laut Güsz allerdings nicht verzichten: „Der Betrieb wird während der Bauphase aufrechterhalten.“