Der Müggelsee erholt sich langsam wieder

■ Gewässer bleibt als Badeplatz und Trinkwasserreservoir erhalten / Umweltverwaltung stellt Sanierungskonzept vor / Kein Tausch mit dem Bund

Der Große Müggelsee wird auch künftig als Infiltrationsquelle für die Trinkwassergewinnung gesichert und als Badegewässer erhalten bleiben. „Der See ist nicht in Gefahr“, versicherte Umwelt- Staatssekretär Lutz Wicke gestern bei der Vorstellung der Sanierungskonzeption.

Die in den vergangenen Jahren begonnenen Maßnahmen gegen die Verunreinigung hätten erste Wirkung gezeigt, sagte Wicke. Der Müggelsee weise jetzt eine ähnliche Algenbelastung auf wie die größeren Seen im Westteil der Stadt, hinsichtlich des Schadstoffgehaltes würden in dem rund 740 Hektar großen Köpenicker Gewässer sogar niedrigere Werte gemessen. Trotz dieser Verbesserungen müsse aber noch einiges getan werden, sagte Wicke.

Wesentlicher Bestandteil des Berliner Sanierungskonzepts ist der Bau einer Schmutzwasserkanalisation von 100 Kilometern Länge mit fünf Abwasserpumpwerken und zehn Kilometern Abwasserdruckrohrleitungen in den Siedlungsgebieten rund um den See. Die Kosten dafür werden auf rund 305 Millionen Mark geschätzt. Zur Jahrtausendwende soll die Kanalisation fertiggestellt sein. Bisher wurden 40 Kilometer Schmutzwasserkanäle in den Siedlungsgebieten Kämmereiheide und Kietzer Feld gebaut. Von den dafür aufgewendeten 43 Millionen Mark stammten zehn Millionen Mark aus dem Programm „Aufschwung Ost“.

Weitere Belastungsquelle für den See ist Wicke zufolge die Einleitung von Regenwasser. Um diese zu verringern, sei der Bau von Regenauffangbecken vorgesehen. Erste Planungen betreffen dabei die Bereiche Müggelseedamm und Fürstenwalder Damm. Als Begleitmaßnahme zum Schutz des Gewässers wurde im Vorjahr der vorgelagerte Kleine Müggelsee entschlammt. Überwiegend wurden dazu Mittel aus dem Programm „Aufschwung Ost“ (13 Millionen Mark) verwendet. Etwa 200.000 Kubikmeter Naßschlamm wurden entfernt, die Wassertiefe vergrößerte sich damit von zwei auf durchschnittlich sechs Meter.

Dem Schutz des Müggelsees diene auch die Anpflanzung von Röhricht, erläuterte Wicke. Nachdem seit Mitte der 70er Jahre die Röhrichtbestände um etwa 60 Prozent zurückgegangen waren, wurden seit 1991 rund 2,8 Millionen Mark in Schutzmaßnahmen wie Lahnungsbau und Neupflanzungen investiert. Um eine Reduzierung der Nähr- und Schadstoffbelastung zu erreichen, wird auch eine Öffnung von Altarmen der Spree in Betracht gezogen. Untersuchungen, wie sich dadurch das Selbstreinigungspotential des Flusses erhöht, wurden 1992 in einem eigens dafür geöffneten Altarm bei Freienbrink durchgeführt.

Als relativ gering bezeichnete Wicke den Anteil der Motorboote an der Verschmutzung des Müggelsees. Die Regelung des Fahrbetriebs auf dem See unterliege zudem dem Bundesverkehrsministerium, da es sich um eine Bundeswasserstraße handele. Die Chancen, den Müggelsee im Tausch gegen andere Gewässer wieder in Landeshoheit zurückzuführen, schätzte der Staatssekretär als nicht besonders groß ein.

Als weitere Maßnahme zur Verbessserung der Qualität des Müggelsees, die jedoch nicht in der Kompetenz des Landes Berlin liege, nannte Wicke eine optimalere Abwasserreinigung im Oberlauf der Spree. Um die durch den Rückgang der Braunkohlenförderung verringerte Wasserführung der Spree auszugleichen, werde derzeit die Überleitung von Oderwasser geprüft. In der baureifen Phase befindet sich Wicke zufolge auch das Speicherwerk Lohsa II in Sachsen. ADN