Hermes fährt wenig Bahn

■ Waggonbau in der Bredouille

Berlin (dpa/taz) – Die Auftragsbücher der Deutschen Waggonbau AG sind voll. Aber ohne weitere Hermes-Bürgschaften für Lieferungen in die GUS-Staaten droht dem größten europäischen Waggonhersteller ein weiterer Arbeitsplatzschwund. Planmäßig sollen in diesem Jahr etwa 1.500 Stellen gestrichen werden. Am Standort Ammendorf wird schon an einem Tag in der Woche kurzgearbeitet.

Die Bundesregierung hatte der Waggonbau AG im Frühjahr die Deckung von Bürgschaften in Höhe von 687 Millionen DM für dieses Jahr zugesagt. „Wenn wir höhere Bürgschaften bekommen hätten, hätten wir etwa 250 Millionen Mark mehr umsetzen können“, sagte gestern der Pressesprecher des Unternehmens, Günther Krug, gegenüber der taz. Auch fürs nächste Jahr seien schon Aufträge für weit über eine halbe Milliarde eingegangen. „Aber ohne Hermes-Bürgschaften werden wir sie nicht ausführen können“, so Krug.

In dem Unternehmen, das im Kern aus fünf Produktionsstandorten, drei Komponentenanbietern und einem Forschungsinstitut besteht, sind noch etwas mehr als 9.000 von ehemals 25.000 Beschäftigten tätig. Eine mögliche Stillegung von Werken hatte Vorstandschef Peter Witt aus strukturpolitischen Gründen mehrfach abgelehnt.

Das Unternehmen realisiert inzwischen knapp die Hälfte seines Umsatzes auf westlichen Märkten. Für 1993 dürfte der Umsatz um knapp 20 Prozent unter dem anvisierten Vorjahresniveau von zwei Milliarden DM liegen.

Für eine Übernahme des seit der Wende schwarze Zahlen schreibenden Unternehmens hatten zuletzt unter anderem die drei Konzerne Siemens, ABB und AEG sowie die englisch-französische GEC Alsthom Interesse bekundet. Die Treuhandanstalt strebt eine Privatisierung der DWA als Ganzes an. aje