Blauhelme erschießen Somalier in Mogadischu

■ Erster Verband des deutschen Hauptkontingents in Somalia komplett / Kritik in der UNO am Vorgehen der Blauhelme / CDU-Rüttgers will „Burgfrieden“

Mogadischu/Bonn (AFP/taz) Der erste Verband des deutschen Hauptkontingents in Somalia ist komplett. Mit eintägiger Verspätung trafen am Donnerstag 200 weitere Soldaten des Bundeswehr- Unterstützungsverbandes in der Hauptstadt Mogadischu ein. Ihre am Mittwoch in Köln/Bonn gestartete Maschine hatte einen Zwischenstopp in Dschibuti machen müssen, weil der mit Militärgütern beladene Frachter „Beerberg“ wegen schwerer See später als geplant in Mogadischu ankommen wird. Das Bundesverteidigungsministerium bestritt Berichte, wonach ein Bundeswehroffizier beim Angriff somalischer Milizen auf einen UN- Fahrzeugkonvoi am Mittwoch doch verletzt wurde.

Die Ankunft der „Beerberg“ werde für heute morgen erwartet, sagte der Bundeswehrsprecher. Die Soldaten des Hauptkontingentes hielten sich auf dem von anderen UN-Truppen gesicherten Flughafengelände auf. Nach der Entladung der „Beerberg“ soll der Verband in den rund 300 Kilometer nördlich von Mogadischu gelegenen Einsatzort Belet Huen fahren.

Am frühen Donnerstag morgen feuerten somalische Milizionäre sechs Gewehrgranaten auf ein Lager der US-Streitkräfte im Süden der Stadt. Dabei sei ein Soldat durch einen Splitter leicht verwundet worden, sagte eine UN-Sprecherin. Ägyptische UN-Soldaten hätten einen Somalier erschossen, der mit einer Pistole das Feuer auf sie eröffnet habe. Ein weiterer Somalier sei vermutlich ums Leben gekommen, als ein Kampfhubschrauber der UN-Truppen den Beschuß von Heckenschützen erwiderte.

Eine UN-Sprecherin teilte mit, wegen der wachsenden Zahl von Zusammenstößen mit Aidid-Anhängern verstärkten die Blauhelm- Truppen ihre Straßenkontrollen und Patrouillen. In New York wies der für friedenserhaltende Maßnahmen zuständige stellvertretende UN-Generalsekretär Kofi Annan Kritik am Vorgehen der UNO in Somalia zurück. Die Truppen der Vereinten Nationen würden auch weiterhin „wenn nötig“ Gewalt anwenden, um die Bürgerkriegsgegner zu entwaffnen.

Der mit humanitären Angelegenheiten beauftragte stellvertretende UN-Generalsekretär Jan Eliasson hatte am Mittwoch die militärischen Operationen der UN-Truppen in Somalia (UNOSOM II) kritisiert. „Die fortgesetzten Militäraktionen in Mogadischu können dazu führen, daß die humanitäre Dimension der Mission der Vereinten Nationen in Somalia an den Rand gedrängt wird“, warnte Eliasson. Nach Angaben Eliassons werden für jeden Dollar, der für humanitäre Hilfen verwendet wird, gleichzeitig zehn Dollar für die Militärs ausgegeben.

Im innenpolitischen Streit um den Bundeswehr-Einsatz forderte CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Rüttgers einen „Burgfrieden“. Die Mission dürfe durch den Parteienstreit nicht gefährdet werden, meinte er.