Post per Rikscha

■ Im Kreis Steinburg werden die Postboten aufs Dreirad gesetzt

Die Briefträger der schleswig-holsteinischen Gemeinde Hohenlockstedt sollen aufs Dreirad umsteigen: Künftig werden sie ihre schwere Last nicht mehr mit dem normalen „Drahtesel“, sondern mit einem speziellen Lastenfahrrad austeilen. 12.000 Tonnen müssen Austräger der Bundespost jährlich bewegen, wenn sie mit ihren Fahrrädern unterwegs sind. Der Personalrat der Itzehoer Post nahm dies zum Anlaß, sich nach einer Beförderungsalternative umzusehen, um Umfallgefahren und Belastungen zu reduzieren.

Bei seinen Recherchen stieß Personalrat Henning Müller auf das Unternehmen „Alt und Wert – gemeinnützige GmbH“ aus Lägerdorf. Dort wird aus alten Teilen ein Familien- und Lastenfahrrad hergestellt, das mit drei Rädern ausgerüstet ist und vorn einen Kasten besitzt, der bis zu 100 Kilogramm transportieren kann. Nach einem Gespräch mit Geschäftsführer Thomas Bartram wurde ein „Postprototyp“ enwickelt, der auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Peer Steinbrück begeisterte. Sein Ministerium hatte den Bau der 20 ersten Räder als Pilotprojekt unterstützt.

Noch sind einige Verbesserungen nötig, aber bald sollen die Zusteller in Hohenlockstedt (Kreis Steinburg) das Lastenrad ausprobieren. Das Besondere an dem gemeinnützigen Unternehmen ist, daß in der Fahrradproduktion zwölf Sozialhilfe-Empfänger eingesetzt werden, die unter Anleitung Räder für die verschiedensten Bedürfnisse produzieren.

Bundesweit ist „Alt und Wert“ nach Angaben Bartrams das einzige Unternehmen, das Fahrräder individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Nutzer zuschneidet. Dabei gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Thomas Bartram: „Wir stellen uns den Einsatz bei der Pflege von Groß- und Grünflächen, in Parks und auf Friedhöfen vor, in Firmen mit großem Betriebsgelände, Großkliniken, aber auch für Familien mit Kindern.“ Schließlich kann das Fahrrad auch in eine Rikscha verwandelt werden.

Geplant ist die Produktion von 200 Lastenrädern in diesem Jahr, 1994 will man diese Zahl auf 400 verdoppeln. Ein Rad kostet rund rund 1800 Mark für den Endverbraucher und ist mit modernster Technik ausgerüstet und vom TÜV zugelassen.

Manfred Schröder/dpa