Er war einsam aber Duvenstedter...

■ Über die Partner-Probleme eines Seeadler-Singles im nördlichen Hamburg

Eine tierische Tragödie, ein Beziehungsdrama oder aber die Arroganz gegenüber den Landbewohnern, die den in Hamburg Ansässigen nachgesagt wird? Einsam sitzt nach Meldungen aus der Hamburger Umweltbehörde ein Seeadler männlichen Geschlechts in Duvenstedt. Er wurde zwar kürzlich als Erfolg des behördlichen Naturschutzes präsentiert, als die Umweltbehörde am Montag ihre Bestandsaufnahme der Wildtiere vorstellte. Aber was nützt es dem prachtvollen Tier, wenn es sich - zumindest nach Aussage des Umweltsenators - in Hamburger Gefilden „sehr wohl fühlt“, wenn er doch die ganze Saison vergeblich auf eine Seeadlerfrau gewartet hat.

Dabei gab es im Nachbarland so viele potentielle Partnerinnen. Schleswig-Holstein erlebt nämlich ein Rekordjahr für Seeadler. Dort waren zehn Paare in diesem Jahr ungewöhnlich fruchtbar. Sie erbrüteten insgesamt 15 Jungvögel – ein absoluter Rekord. „In zwei Horsten flogen sogar jeweils drei Jungadler auf – das ist eine biologische Besonderheit“, freute sich am Mittwoch Landwirtschaftsminister Hans Wiesen in Kletkamp im Kreis Plön. Er traf dort mit Vertretern der Co op Schleswig-Holstein e.G. zusammen. Das Unternehmen hatte sich bereit erklärt, für die Dauer von fünf Jahren jährlich jeweils 60.000 Mark für den Seeadlerschutz zu spenden.

Schwerpunkt der Seeadlerhorste ist der Kreis Plön. Wiesen dankte den über 200 ehrenamtlichen Helfern und den Waldbesitzern, „die zu dem erfolgreichen Ergebnis in diesem Jahr beigetragen haben“.

Ohne die Bereitstellung von Mitteln sei Seeadlerschutz nicht zu betreiben, sagte Hans Wiesen. So müßten beispielsweise Gewässer oder Horstbäume gepachtet oder gekauft sowie Aufgaben der Horstbewachung finanziert werden. In diesem Jahr habe man von der Spende unter anderem ein Fahrzeug für die Seeadlerbetreuer beschafft. Aber auch Mittel aus der Jagdabgabe, die von den Jägern des Landes aufgebracht wird, stünden für den Seeadlerschutz zur Verfügung.

Der Seeadler ist mit einer Spannweite von bis zu 2,60 Metern und einem Gewicht von bis zu 7,5 Kilogramm der größte europäische Greifvogel. Die Tiere können über 40 Jahre alt werden. Sie ernähren sich von Fischen und Wasservögeln, im Winter fressen sie auch Aas.

Aufgrund der intensiven Holzwirtschaft drohte 1965 in Schleswig-Holstein ihr Aussterben. Noch zwei Jahre später waren „Eiersammler“ unterwegs, die die Horste der Tiere plünderten und so den Bestand in Gefahr brachten. 1968 wurden die ersten Seeadlerschutzgebiete eingerichtet. Wenn das doch der einsame Adler in Duvenstedt wüßte! Und er kann noch nicht einmal eine Kontaktanzeige aufgeben. dpa/VM