Bei den Ärzten gespart, in Kliniken draufgezahlt

■ Kassensturz bei der AOK-Hamburg ein halbes Jahr nach der Gesundheitsreform

Ein halbes Jahr Gesundheitsstrukturgesetz brachte der Hamburger AOK beachtliche Ersparnisse, bilanzierte gestern Geschäftsführerin Karin Schwemin. Die Ausgaben für Arzneimittel, Zahnersatz, Ärzte, Zahnärzte, Bäder und Massagen sind deutlich zurückgegangen.

Die Einsparungen würden aber vermutlich von den Ausgaben für die Krankenhäuser, dem „Sorgenkind aller Hamburger Kassen“ geschluckt werden, befürchtet die AOk-Geschäftsführerin. Zwar laufen die Verhandlungen mit den 41 Kliniken derzeit noch, Schwemin schätzt aber, daß ihre Budgets in diesem Jahr im Vergleich zu 1992 um acht bis zehn Prozent steigen werden.

Am meisten gespart hat die Ortskrankenkasse bei den Ausgaben für Bäder, je Mitglied waren es 38 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch für Massagen, Zahnersatz und Arzneimittel gab die AOK jeweils über 20 Prozent weniger aus als 1992. Seit Jahresbeginn verordnen die Ärzte „sehr preisbewußt“. Das ergibt eine gestern veröffentlichte Analyse des wissenschaftlichen Instituts der AOK. Demnach ist die Zahl der Arzneimittelverordnungen bundesweit um 17 Prozent zurückgegangen. „Die Ärzte haben nach dem ersten Schock im Januar sehr schnell umgeschaltet auf preiswertere Produkte“, so Karin Schwemin.

Trotz der neuen Sparsamkeit sei ein halbes Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes noch völlig ungewiß, so Schwemin, ob sich die hohen Erwartungen der Gesetzesmacher erfüllen würden. Das könnte an den Krankenhauskosten steigen. Bei diesem Ausgabenfaktor sehe das GSG nach Auffassung der AOK-Geschäftsführerin „nach wie vor Schlupflöcher vor“.

Vera Stadie