Neue Besen

Erst wenige Wochen ist er im Amt, der neue Staatsrat des Innenressorts, schon fegt er alte Maßstäbe aus dem Haus: Während der Innensenator noch vom „Anachronismus“ der Spritzenautomaten redet und den Automaten am Ortsamt abhängen will, sitzt der Innen-Staatsrat mit dem Gesundheits-Staatsrat zusammen und plant weitere Automaten.

Zu Recht, denn der Bedarf an Spritzen rund um die Uhr ist groß: Vor dem Abbau des Automaten am Sielwall sind monatlich 15.000 Spritzen aus den Bremer Automaten gezogen worden. Das bedeutete 15.000 mal kein Risiko, an Aids oder Hepatitis zu erkranken. Nachdem auf Betreiben des Innensenators der Sielwall-Automat abgebaut worden war, zogen die Junkies monatlich nur noch 5.000 Spritzen aus den verbliebenen Automaten. Daraus ist aber nicht automatisch zu schließen, daß die Junkies nun plötzlich ihre Abendspritzen tagsüber in der Apotheke kaufen.

Doch der Innensenator hält an seiner Repressionspolitik fest: Jetzt will er die Drogenabhängigen auch noch vom Rembertikreisel verscheuchen. Stadtgärtner sollen dort die Büsche lichten, damit Streifenpolizisten freie Sicht auf die Junkies haben — Drogenpolitik mit der Heckenschere. Das ist anachronistisch. Christine Holch