■ Nicht nur gemein, auch noch lästig
: Kaufhausdieb beklaut

Gekläff ist in Berlin Sommerritual; alljährlich bellt die christdemokratische Recht-und-Ordnungs-Fraktion umher, warnt vor Hütchenspielermafia, Bettelterroristen oder noch viel böseren Kriminellen. Gerade während der Parlamentsferien wähnen sie sich ganz furchtbar von denen bedroht, die in Bauwagen statt in 08/15-Wohnungen leben, oder von jenen, die grüne statt dauergewellt-blondierte Haare haben. Sicherheitstrupps müssen dann her, aufdringlich freiwillige Polizeireserven und sonstige Sheriffs. Denn im Krieg der Großstadt fühlen sich brave Bürger gleich sicherer, wenn sie Uniformähnliches erblicken – sei das Wämschen noch so frei erfunden, das Barett auf dem geschorenen Kopf noch so albern.

Einzuwerfen, daß bei Kriegen gemeinhin eher Uniformierte denn Individualisten beteiligt sind, macht oberverdächtig. Wer würde schon an der Exekutive zweifeln wollen? Und nun das: Ein Sonnenbrillendieb wurde gestern zwar beobachtet, gestellt und seiner Beute entledigt. Jedoch waren die vermeintlichen Kaufhausdetektive gar keine, wie sie behauptet hatten. Der Ertappte mußte Walkman, Personalausweis und Bargeld herausrücken. Zudem wurde er mit Schlägen und Fußtritten traktiert.

Zu stehlen gehört sich schon nicht. Aber sich als Ordnungskraft, als personifizierte Sicherheit auszugeben, das ist unerhört. Bedenken diese Verbrecher die Folgen nicht? Sie werfen doch die Frage auf, ob auch echte Detektive oder Wachschützer hin und wieder ihre Kompetenzen überschreiten könnten. Sie verführen geradezu, Autoritäten gegenüber skeptisch zu sein, ob diese denn auch wirklich echt sind, ob die das denn alles dürfen. Damit sind die falschen Detektive nicht nur gemein, sondern auch lästig. Christian Arns