Rechte Träume

Das hat es noch nie gegeben: Rechte Jugendliche erbitten höflichst einen Streetworker. Im Gegenteil: Bei den rechten Cliquen in Horn, Kattenturm und Huchting mußten die SozialarbeiterInnen vom Verein für akzeptierende Jugendarbeit monatelang um Vertrauen ringen. Daß sich das Vertrauen lohnt, hat sich nun eben bis zur „Torfsturm“-Clique herumgesprochen. Man kann ihr nur wünschen, daß der Wunsch erhört wird und sie nicht erst nochmal Krawall machen müssen.

Den Türkenhaß, die gesamte rechte Orientierung und die hohe Gewaltbereitschaft werden die Jugendlichen trotzdem nicht so schnell ablegen. Noch ist das Rechtssein ein Identitätskorsett: Rechtssein hat was mit geheim und gefährlich und Untergrund zu tun. Doch dahinter, so die Erfahrung des Vereins für akzeptierende Jugendarbeit, verbergen sich ganz andre Wünsche: Daß endlich mal jemand zuhört, die Jungs begleitet aufs Schützenfest, daß sie einen Raum haben, wo ihnen keiner reinredet ... Erst dann nämlich verlieren rechte Organsisationen an Reiz, verliert das rechte Feindbild an Bedeutung. Dann müssen die Jungs auch nicht mehr sagen: „Damals, im Nationalsozialismus, da wurde richtig was getan für die Jugend.“ Christine Holch