"Näher an die Betreibe heran“

“Wir haben nicht alles umgesetzt, aber doch viel geschafft.“ So lautete gestern die Bilanz des Präsidenten der Angestelltenkammer, Bernhard Baumeister. Im November sollen die 150.000 Bremer Angestellten über Gewerkschaftslisten die Mitglieder der Kammer-Vollversammlung wählen. Grund genug für die „alte Crew“, ein Fazit zu ziehen und damit schon einmal den Wahlkampf zu eröffnen.

Denn um die 21 Sitze der Vollversammlung kämpfen Listen der DGB-Gewerkschaften und der Deutschen Angestellten Gewerkschaft. Rund 62.000 Angestellte hatten sich bei der letzten Wahl beteiligt, „die erste echte Wahl überhaupt“, wie der Geschäftsführer der Angestelltenkammer, Eberhard Fehrmann, gestern noch einmal in Erinnerung rief. „Vorher gab es Listen, die zwischen den Gewerkschaften abgesprochen waren, eine Wahl war überflüssig.“

Der Ausbau des Weiterbildungsprogramms trotz zurückgehender Mittel der Bundesanstalt für Arbeit und ein fraeunspezifischer Schwerpunkt: Das ist es, womit der jetzige Vorstand aufwarten kann. „Unser Anliegen war, kein eigenes Referat zu schaffen für die Frauen, sondern die vorhandenen zu vernetzen unter frauenspezifischen Schwerpunkten“, sagt Vorstandsmitglied Ulrike Buchner. Herausgekommen sind dabei u.a. Rechtsberatungen speziell für Frauen am Arbeitsplatz, Weiterbildungsveranstaltungen oder — ganz konkret — ein Kindergarten für Kinder, deren Mütter sich beruflich fortbilden wollen. 60% der Kammermitglieder sind weiblich, so daß „der Schwerpunkt Frauen auch unserer Mitgliederstruktur entspricht“, sagt Fehrmann.

Über 50.000 Rechtsberatungen führt die Kammer jährlich durch, rund 30.000 Menschen bilden sich in ihren Kursen fort. 13 Mio. Mark hat die Kammer 1992 durch die Beiträge ihrer Mitglieder eingenommen, knapp 2 Mio. über Drittmittel aquiriert, u.a. aus dem europäischen Sozial-Fonds. „Wir sind die ersten, die professionell an die Europamittel herangegangen sind“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Kammer, Hans Endel.

„Wir sind näher an die Angestellten in den Betrieben herangekommen“, erklärte Präsident Baumeister, „und haben uns von einer Behörde in ein funktionierendes Dienstleistungszentrum verwandelt.“ Wer neuer Präsident der Kammer wird, steht noch nicht fest. Bernhard Baumeister will nicht mehr, auch dann nicht, wenn die DGB-Gewerkschaften die Wahlen gewinnen sollten. mad