Hitler-Gruß vom Balkon

■ Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit und Nazis / Rechtsextreme provozierten Schlägereien und Polizeieinsatz

Mit gewalttätigen Auseinandersetzungen endete am Samstag nachmittag in Marzahn eine Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Nachdem Demonstranten mit Neonazis aneinandergeraten waren, setzte die Polizei Tränengas und Knüppel ein, um die beiden Gruppen zu trennen. Dabei wurden nach offiziellen Angaben elf Polizisten leicht verletzt. Auch mehrere der überwiegend jugendlichen Demonstranten mußten sich behandeln lassen.

Zu der Demonstration unter dem Motto „Stoppt die Nazis auch in Marzahn!“ hatten die Initiative „Jugend gegen Rassismus“, Gewerkschafts-, Juso- und andere linke Gruppen aus Anlaß des Jahrestages der Krawalle von Rostock aufgerufen. Daneben nahmen Antifa-Grupen und zum Teil vermummte Autonome teil. Nach Angaben der Organisatoren wollte man mit der Demonstration verhindern, daß sich die Geschehnisse von Rostock in Marzahn wiederholen. Im Bezirk gebe es wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit eine besondere Anfälligkeit für rechte Rattenfänger.

Schon vor Beginn gab es kleinere Zwischenfälle. So ließen die rund 1.500 Teilnehmer einen am Sammelplatz abgestellten neuen Mercedes stark beschädigt zurück. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften vor Ort, machte Taschenkontrollen und begleitete den Marsch. Die Ordnungskräfte griffen massiv ein, als nach ein paar hundert Metern einige Demonstranten versuchten, eine Tankstelle zu stürmen, und Feuerwerkskörper in Richtung Zapfsäulen abschossen. Es blieb dann aber, von einigen Stein- und Flaschenwürfen abgesehen, ruhig. An der Allee der Kosmonauten, kurz vor Ende der Kundgebung, kam es dann zu schweren Auseinandersetzungen. Von dem Balkon eines Wohnhauses feuerten Skinheads mehrmals mit Feuerwerkskörpern auf den Zug. Sie grölten Nazi-Parolen und provozierten mit dem Hitler-Gruß. Einer der Skinheads drohte den Demonstranten mit einer armlangen Axt. Demonstranten versuchten daraufhin, das Wohnhaus zu stürmen; die Polizei drängte sie aber gewaltsam zurück und schirmte das Haus unter Einsatz von Tränengas und Schlagstöcken ab. Ein Teil der Protestierenden warf Steine und Flaschen gegen Haus und Polizisten und verfehlte dabei manchmal nur knapp andere Demonstrationsteilnehmer. Die Lage beruhigte sich erst, nachdem die Polizei selbst das Hochhaus stürmte, vier Neonazis festnahm und unter dem Beifall von Demonstranten auf dem geräumten Balkon erschien. Ein Anwohner erhob den Vorwurf, der Zwischenfall hätte vermieden werden können, weil der Polizei bekannt sei, daß in „dem Haus viele Rechte wohnen“.

Die Demonstration wurde dann unter großem Polizeiaufgebot beendet. Einige Teilnehmer machten aber noch Jagd auf Neonazis und prügelten einige vermeintliche oder wirkliche Rechtsextreme zusammen. Insgesamt wurden 16 Personen verhaftet. Martin Böttcher