Blick des irren Kaninchens

■ Smashing Pumpkins mit "Siamese Dreams" in Hamburg

Immer wieder finden sich junge Menschen zur Durchführung von Weltaufstandsplänen in Rock-Gruppen zusammen. Sie legen Feuer in vieler Menschen Herzen, wollen nicht so genau wissen was sie tun und bevorzugen es, wild und gefährlich auf der Straße herumzugehen beziehungsweise kurz hintereinander in Winterpaläste und Schlafzimmer einzudringen.

Die amerikanischen Smashing Pumpkins rekrutierten der Zufall und die Umzüge der Eltern der Bandmitglieder in Al Bundys Stadt: Chicago. Das Quartett aus einem stampfsicheren, gockeligen Sänger (Billy Corgan), einer Bassistin die sich „Krach, Tiefe und für später einen rosa Porsche“ vorgenommen hat (D'Arcy), einem zweiten, für furiose Soli auf einer Saite zuständigen Gitarristen (James Iha) und einem rhythmisch unterbeschäftigten Schlagzeuger (Jimmy Chamberlain) rührte und begeisterte im vergangenen Jahr in der Markthalle über 1000 Menschen.

Mit dem Blick eines wahnsinnig gewordenen Kaninchens erklomm damals Corgan, Songschreiber der Band, die obere Kante eines der Bühnenmonitore und weckte beim Ausschauhalten von erhöhter Position jeweils Mutter- oder Vatergefühle. Der Eindruck, daß es hier nicht nur um das Zersprengen von Kürbissen ginge, ließ viele annehmen, einer der euphorischsten Testamentseröffnungen beizuwohnen. Weil jedoch seit den 80ern Musiker selten an Drogen sterben und sich stattdessen eher aufführen wie lebende Tote, veröffentlichten die Smashing Pumpkins vor wenigen Wochen die Zombie-Rock-Platte Siamese Dream. Die Wechsel zwischen spannungsvoll-ereignislosen Passagen und wutentbranntem, ausladendem Geriffe sowie zwischen Symbolismen und Paradoxien in den Texten führt die Gruppe jetzt zur Perfektion.

Corgans Verdienst besteht in der Aufgabenverteilung: Die Gitarren fällen Bäume, die Band macht dazu Männchen. Die klagende, schick-verhärmte Stimme übernimmt alle exzentrischen Rollen. Die Musik fordert für einen angemessenen Genuß neue Bündnisse: Monstermagneten und Soft Cakes machen gemeinsame Sache. Ein Konzert ab acht Jahre. Kristof Schreuf

Montag, Docks, 21 Uhr,

Vorband: Verve