Radwege, die kein Plan zeigt

Berlins Fahrradverkehrsnetz (4): Kurze Verbindungs-Routen sind im Netzplan nicht eingezeichnet, weil sie von den Bezirken ausgeschildert wurden  ■ Von Christian Arns

Welcher Radler erinnert sich nicht gerne und schadenfroh grinsend an die Zeit des BVG-Streiks zurück, in der an beinahe jeder Straßenecke verzweifelte Menschen mit ausgebreiteten Stadtplänen und Fahrrädern voller Spinnenweben zu beobachten waren? Wie schwer es ist, sich eine günstige Strecke zu suchen, mußten viele von denen leidvoll erkennen. Für Autofahrer nicht gerade ein Argument, aus ihrer umweltverdreckenden Blechkiste aus- und auf den Drahtesel aufzusteigen.

Die Velo-Routen sollen Abhilfe schaffen, so die Forderung von Umweltgruppen und Radverbänden, so auch die Aussagen des Senats. Doch bislang kennzeichnet der von der Verkehrsverwaltung herausgegebene Plan „Fahrradverkehrsnetz“ nur vier lange Strecken (wir berichteten gestern). Und die sind nicht einmal durchgehend beschildert, was den häufigen Blick auf einen regulären Stadtplan nötig macht. Doch die Senatskarte ist in einem Bereich schlechter als die Realität.

Verbindungen zwischen den achsenförmigen Velo-Routen sind nämlich nicht eingezeichnet, obwohl einige Bezirke solche längst ausgeschildert haben. In Steglitz und Wilmersdorf etwa weisen relativ viele der weißen Schilder mit dem grünen Fahrrad den Weg zu einer der Senats-Strecken oder zu einer Haltestelle von U- und S-Bahnen. Treibende Kraft seien oft die jeweiligen Mitarbeiter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad- Clubs (ADFC) in den Bezirken gewesen, schreibt der Vorsitzende Axel von Blomberg seinem Landesverband Erfolge auf die Fahne. Allerdings ist es weder der Verkehrsverwaltung von Senator Haase, noch dem mitgliederstärksten Radler-Verein Berlins bislang gelungen, alle Velo-Routen in einem Plan zu erfassen, der so das Berliner Gesamtnetz darstellen könnte. Damit sähe die Attraktivität, zumindest im Westteil, schon ganz anders aus. In Ostberlin haben die Gespräche zwischen ADFC-Vertretern und Bauämtern ebenfalls begonnen, wenngleich es dort nach wie vor keine Velo-Routen gibt.

„Unser vorrangiges Ziel ist es, daß der Weg entlang der Panke ein kombinierter Rad- und Wanderweg wird“, meint Matthias Wendt, der beim ADFC für Pankow zuständig ist und gleichzeitig das Vereinsbüro in der Brunnenstraße leitet. Es habe bereits Gespräche mit Baustadträtin Claudia Nier gegeben, so Wendt. Doch selbst wenn hier eines Tages eine Velo-Route entlangläuft, werden weder der Senats-Haase noch ADFC-Chef von Blomberg zwangsläufig davon erfahren.

Dabei sind sich alle einig, daß das Konzept der Velo-Routen nur greift und Autofahrer zum Umsteigen reizt, wenn das Netz dicht ist, und wenn sich das mit einer entsprechenden Karte auch zeigen läßt. Zudem müssen die genannten Strecken so beschildert sein, daß sich jeder ohne Ortskenntnis darauf verlassen kann, ohne Probleme von seinem Ausgangspunkt zum Ziel zu gelangen. Von Blomberg: „Wenn sich jemand auf die Markierungen verläßt, darf er nicht mit einem Mal ohne Schild in einer Ecke alleingelassen werden, in der er sich nicht auskennt.“

Nächste Folge: Testfahrt auf einer Senats-Velo-Route.