SFB zensiert für Olympia

■ Magazin „Monitor“ und SFB im Clinch um Olympia 2000

Zwischen dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) und dem Sender Freies Berlin gibt es nach taz- Informationen Streit um die Zensur von Filmmaterial. Für einen am Donnerstag ausgestrahlten kritischen Bericht des Politmagazins „Monitor“ über Berlins Olympia- Bewerbung hatte der WDR am 16. August beim SFB Filmmaterial bestellt. Inhalt: der Besuch des IOC- Präsidenten Samaranch in der Hauptstadt.

Die Bestellung war vor dem Dreh erfolgt, das SFB-Team sammelte also auch im Auftrag des WDR Bilder. Als nun das Material vom WDR tags darauf abgefordert und später gesichtet wurde, fehlten die gewünschte Sequenzen. Das Material war genau um die Szenen bereinigt worden, in denen einer Gruppe von Journalisten vor dem Charlottenburger Schloß in Berlin der Zugang zu Samaranch verweigert wurde. Darunter war auch ein „Tagesschau“-Team, das abgewiesen wurde, weil der olympisch loyalere SFB bereits vor Ort war. Besonders der O-Ton eines ausgesperrten Journalisten war dem WDR wichtig: „Da könnt Ihr die Spiele doch gleich nach Peking geben.“

Wie die taz erfuhr, wurden die geschnittenen Sequenzen dem WDR auch nach wiederholter Nachfrage nicht zur Verfügung gestellt. Sogar der Intendant Günter von Lojewski selbst soll in den Vorgang eingegriffen und die Überspielung verwehrt haben. Steckt hinter dem Eingriff die Tatsache, daß der SFB für die ARD Gesellschafter bei der Olympia 2000 Marketing GmbH ist?

Der Streit zwischen WDR und SFB hat bereits am Mittwoch die tägliche Schaltkonferenz der Chefredakreure der ARD-Anstalten beschäftigt und soll auch auf der nächsten Chefredakteurskonferenz besprochen werden. Dort ist er, so die Informationen der taz, bereits als Tagesordnungspunkt vorgesehen. Die Pressestelle des SFB dementierte auf Nachfrage eine entsprechende Auseinandersetzung. Da es sich um „nicht gesendetes Material gehandelt“ habe, sei – wie in solchen Fällen üblich – der Intendant eingeschaltet worden. Und der habe „sein Einverständnis“ zur Überspielung des geforderten Materials gegeben. Die Pressestelle des WDR war in dieser Sache bis Redaktionsschluß nicht erreichbar.

Auch beim ZDF gab's Streit wegen Olympia 2000. Die frühere Leistungssportlerin und heutige Ärztin und Autorin Heidi Schüller war zur ZDF-Funkausstellungs- Gala „Berlin 2000“ am 5. September geladen. Als diese jedoch ankündigte, daß sie nicht bloß aufs Gruppenbild der Stars wolle, sondern sich kritisch zur Olympiabewerbung Berlins äußern werde, kam prompt die Ausladung.

Es sei, so ein Redakteur, eine „rein positive“ Sendung vorgesehen. kotte