■ Soundcheck
: Jean Paul Sartre Experience, Straitjacket

Heute abend: Jean Paul Sartre Experience, Straitjacket Fits. New Zealand last minute. Indem es drei seiner erfolgreichsten Combos zu nicht mal einer handvoll Konzerte nach Deutschland schickt, will das Neuseeländische Label „Flying Nun“ den Eurozentristen und Amerikahörigen beweisen, daß Brit-Pop und sogenannter Grunge auch nicht vor den „entlegendsten Ecken der Welt“ haltmachen.

Eine der drei in der Markthalle gastierenden Bands ist die Jean Paul Sartre Experience: Über ihren pfiffigen Namen hinausgehend, bieten die vier jungen Männer fröhliche und zugleich lethargisch anmutende Popmelodien. Eine Art debile Freude über die Inhaltslosigkeit des Lebens äußert sich bei ihnen in textlich bunt bemaltem Fatalismus, den sie als Form der Ästhetik akzeptiert haben und sich ihm ohne jegliches Selbstmitleid widmen. Die Zeile „...and I don't care if i sink or swim“ auf ihrer nächsten CD Bleeding Star singen sie gerade so, als ob existenzielle Probleme dieser Art für sie wirklich ganz und gar gleichgültig wären. Um das unbestimmte Gefühl, unter dem Popmusiker sozusagen als Berufskrankeheit leiden müssen, zu unterstreichen, intonieren sie ihre hochstilisierten Müdigkeits-Gedanken mit einem derartig verträumten Noch-nicht-ganz-Rave, daß man nicht anders kann, als ihnen Glauben zu schenken.

Etwas realistischer und vor allem optimistischer scheint es dann bei den BATS zuzugehen: Während sie auf dem Coverphoto von Silverbeet mit Wollmützen und warmen Mänteln bekleidet vertrauenselig in die Kamera lächeln, manifestieren sie auch mit ihrer Musik einen enorm herbst- bis winterlichen Eindruck. Manchmal sogar fröhnen sie der inzwischen überarbeiteten Folklore nach Walkabouts-Definition, ohne dies jedoch groß auf ihre Banner zu krackeln.

Die dritte Band des Abends, Straitjacket fits, dreht auf ihrer CD Blow (RTD), die Anfang Oktober erscheint, scheinbar intuitiv alle Effektgeräte bis zum Anschlag auf. Dennoch klingen ihre zeitweise psychedelisch zurückgehaltenen Ausbrüche symphatisch und beschwingt.

Jan Christoph Wolter

Markthalle, 21 Uhr