Scheu vor der wirklichen Welt

■ Musikfest: Jani Christou fand nur wenig Neugierige

Zum Abschluß der Konzerte mit Werken von Jani Christou stellte der Hamburgische Kammerchor das Werk des eigenbrötlerischen Griechen nocheinmal in den tonalen Zusammenhang mit den anderen beiden Hauptdarstellern des Musikfestes, Brahms und Schönberg. Christou Interesse für die orientalische Antike, die durch Ockultismus und spirituellen Glauben geprägt war, läßt ein Zugang zu seinem musikalischen Ausdruck immer ein wagen Nebelritt sein.

Jani Christou komponierte eine Musik der Abstraktion, die für seine musikalischen Zeitgenossen wie für die heutige Hörerschaft in ihrer intellektuellen Beladenheit schwer zugänglich blieb. Überhaupt stellte Christou sich keinem breitem Publikum, sondern arbeitete im Dunkel einer von ihm geschaffenen Welt, die einen starke Bezug zur Gedankenwelt C.G. Jungs aufwies. Sein Weg führte, wie er betonte, von der Logik weg in andere Sphären.

Durch die Musik wollte er sich einen Pfad bahnen, einen Mittelweg, der der Existenz einer Welt zwischen den Welten Ausdruck gibt. So komponierte er seine Stücke nicht in Noten, womöglich aus Scheu vor einer Sprache, die sich geringerer Mittel zur Darstellung bedient, für das was er auszudrücken wünschte. Er stellte durch Handzeichnungen dar, wie die Instrumente zu benutzen seien und was sie ausdrücken sollen. Christou wehrte sich gegen die irrige europäische Gewissheit, durch wissenschaftlich-philosophische Analyse die Wirklichkeit zu erklären. Er war Jäger nach einer verbindenden Zwischenwelt.

Seine Musik offenbart magische Riten denen sich nur niemand so unterworfen fühlte wie der Künstler. Dieser erste Versuche in Hamburg das Leben und Werk Christous an die Öffentlichkeit zu bringen, wurde auch am Donnerstag in der Kleinen Musikhalle nur von einer kleinen Gruppe gewürdigt. Vielleicht ist Christous Welt doch zu verschlossen, um von einem breiteren Publikum mit Neugier geöffnet zu werden.

Audrey-Sue Peters