Die neue Bescheidenheit des Michael K.

■ HSV gegen den 1. FC Saarbrücken / Ein Libero kehrt zurück

Michael Kostner verspricht, ruhig zu bleiben. Beim heutigen Spiel des HSV gegen den 1. FC Saarbrücken beabsichtigt der 24jährige Libero endgültig zu beweisen, daß auch er lernfähig ist: „Ich habe in der Vergangenheit einiges Pech gehabt und mir selbst am meisten geschadet“, sagt er einsichtig und ist entschlossen, seine weitere Karriere in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Aus seinen Aussagen kann man unmißverständlich schließen, daß, zumindest verbal gesehen, der Hintergrund fortan sein selbsterwählter Bestimmungsort werden soll.

Mit neuem Image kehrt er nun an den Ort einstiger Schande zurück, wo Sprüche wie „Ich bin der beste Libero in Deutschland“ und ähnliche Kaliber noch zu Kostners Aktiv-Wortschatz zählten. Geläutert durch seinen neuen Herbergsvater Möhlmann und befreit von allen Sünden nicht allzu ferner Vergangenheit, plant er dann zwar stumm wie eine Maus den Rasen zu betreten, aber dennoch wie gewöhnlich sein Bestes zu geben.

Die Tatsache, daß er diesmal gegen seinen ehemaligen Brötchengeber Saarbrücken antreten soll, reißt ihn weder zu nostalgiebedingten Weinkrämpfen noch zu schlotternden Knien hin: „Ich habe gern in Saarbrücken gespielt und glaube nicht, daß mir die echten Fans den Wechsel nach Hamburg verübeln“, äußert er sich otimistisch.

Sein Traumziel zu verwirklichen, irgendwann einmal für die Nationalmannschaft zu kicken, scheint bei Michael Kostner für nähere Zukunft das oberste Gebot zu sein. Der leicht untersetzte Rasenstratege hat vielversprechende Vorraussetzungen: Trotz seiner ehemaligen penetranten Selbstüberschätzungen und der nervigen Extrovertiertheit hat er sich über die Jahre ein Ballgefühl beigebracht, das seinesgleichen sucht. Gleiches gilt für sein mannschaftlichen Teamwork und seine effektive Vorstöße auf dem Feld.

Bei all der Besinnung auf eine bessere Zukunft für den 180-Zentimer- Mann hat auch die Selbstkritik ihren Platz bekommen: „Mit Sicherheit muß ich meine Grundschnelligkeit noch verbessern. Das ist momentan das größte Problem.“ In Insider-Kreisen will man bereits erfahren haben, daß Kostner unter Möhlmannschem Oberbefehl schon diverse Kilo verloren hat. Offenbar geschehen solche Gewichtsverluste mit der Zustimmung des Liberos: „Jetzt will ich erst einmal ordentliche Leistungen bringen“, sagt er gerade so, als ob das, was er vorher zustande brachte, nur ein Teil einer inzwischen abgelaufenen Erprobungsphase gewesen wäre.

Die neue Bescheidenheit seines Neueinkaufs stimmt Trainer Benno Möhlmann verhältnismäßig zufrieden: „Auf Vorurteile gebe ich gar nichts. Kostner stabilisiert sich zunehmend als Organisator der Abwehr. Doch um ein endgültiges Urteil treffen zu können, müssen wir erst einmal länger zusammenarbeiten.“Jan-Christoph Wolter