Der permanente Wechsel

■ Change Musik — 15 Jahre ehrenamtlich für den Punk in Action

Punx not dead. 15 lange Jahre währt nun dieses Motto in Bremen, und das ganze ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Change Musik. Doch Change steht nicht nur für Wechsel. Sicher, in 15 Jahren hat sich die personelle Zusammensetzung verändert, Leute gingen, andere kamen. Aber eine permante Veränderung kann ja auch Kontinuität bedeuten. Was soll sich also ändern?

Offensichtlich der Umgang mit populärer Musik, in diesem Falle mit hartem Rock'n'Roll. Ob die Gruppe es nun gern hört oder nicht, Idealisten sind sie allemal. Was treibt die etwa 20 bis 30 jungen Leute dazu, sich regelmäßig zu treffen, zu planen, zu organisieren, Schlafplätze für Bands zu besorgen oder für die Musiker zu kochen? Mit Liebe zur Musik hat es wohl zu tun, mit der Idee, non- kommerzielle Konzerte zu veranstalten. „Nicht kommerziell“, das ist auf einen einfachen Nenner zu bringen. Wenn nach einem Auftritt die Einahmen die Kosten decken, dann ist die Welt in Ordnung. Jedes Konzert wird „knallhart kalkuliert“, knallkuliert, wie ein Change-Mitglied sagt. Bei Eintrittspreisen zwischen 5 und 15 Mark ist das oft kein leichtes Vorhaben. Sollte sogar mal etwas übrig bleiben, dann wird das ins nächste Projekt gesteckt oder der Preis für die Eintrittskarte gesenkt. Das war vor 15 Jahren so, und ist's noch heute.

Ein wichtiger Beweggrund zum Weitermachen ist die Auswahl der Bands. Change läßt nur Bands auftreten, die von der Gruppe gemocht werden. Hat jemand mal einen Vorschlag, er nicht die ungeteilte Zustimmung findet, dann kann es schon mal vorkommen, daß er oder sie die Veranstaltung mit weniger Hilfe durchführen muß. Das ist keine Bestrafung, das ist Konsens.

Party-Konzerte sind passé

Vor ein paar Jahren hätten die Change-Leute vielleicht noch zugestimmt, „Party-Konzerte“ zu machen. Mittlerweile steckt soviel Arbeit darin, soviel Vorbereitung, daß die Party nur noch für die BesucherInnen stattfindet. Aber der Kontakt untereinander und gewachsene Freundschaften zu vielen Bands machen dieses Manko allemal wett. Denn eine „reine Geschäftsbasis“ zu den Punk-Kombos aus ganz Europa soll es nun auch nicht bleiben. Das grenzt sie von anderen Veranstaltern ab. Das macht es für Außenstehende dann auch nicht gerade leicht, Zugang zu Change zu finden. Möglich ist es schon, aber „der persönliche Kontakt“, der ist Voraussetzung.

Längst sind die Zeiten vorbei, daß einfach jede Band, „die nur eine Gitarre halten konnte“, auftreten darf. Das waren meistens lokale Gruppen. Dann wagten sich die Veranstalter vermehrt an britische Bands, die erstmals auf Tour gingen. Heute kommen die Acts zum Großteil aus den USA. Nach wie vor sind es Newcomer, die von Change vorgestellt werden. Die bekannteren Gruppen werden ihnen von kommerziellen Promotern weggeschnappt oder sind einfach zu teuer.

Der permante Wechsel macht vor nichts halt. Hatte Change noch vor zehn Jahren eine Art Monopol im Punkbereich, so gibt es heute immer mehr Konkurrenz. Das Geld sitzt dem Publikum bei diesem größeren Angebot nicht mehr so locker wie früher. Und Bands die noch vor kurzem unter dem Attribut „Underground“ firmierten, sind heute bei einem Major- Label engagiert. Einstürzende Neubauten, Phillip Boa, The Pogues oderDie Toten Hosen, die alle mal bei Change auftraten, sind heute nicht mehr zu bekommen. So wird Change Musik weiterhin der Wegbereiter für unbekannte Bands bleiben und die Eintrittspreise so niedrig wie möglich halten. Und sie werden nicht, wie ein Mitglied, das vor Jahren die Gruppe verließ und profitable Konzerte veranstaltet, einen Porsche fahren. Change, das sind: Caro, Bettina, Ewa, Sabine, Key, Kirsche, Pinocchio, Marc, Angie, Liza, Darius, Dirk, Henning, Busker u.a. Cool J.F.