„Keine Kaiserstadt“

■ DGB protestiert gegen ein Denkmal für Wilhelm I. hier bitte das Foto mit dem Kaiserkopf

In Wilhelmshaven soll Kaiser Wilhelm I. als Denkmal auferstehen. Dagegen hat der DGB-Kreis Wilhelmshaven protestiert. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen:

„Wilhelm I. war ein Anti-Demokrat erster Güte. Er gründete seine Herrschaft auf „Gottes Gnadentum“, gleichwohl waren ihm Mitmenschlichkeit und Mitleid fremd. Er hat unsagbares Elend großer Teile „seines“ Volkes zu verantworten, seine Armeen brachten schlimmes Leid über andere Völker.

Der spätere Kaiser führte während der Deutschen Revolution (1848/49) als Prinz (und Auszubildener) die konterrevolutionären preußischen Truppen. Seine Befehle, auf unbewaffnete, unter der schwarz-rot-goldenen Fahne für „Einigkeit und Recht und Freiheit“ demonstrierende Frauen und Männer schießen zu lassen, brachten ihm den Namen „Kartätschenprinz“ ein. Wilhelms Kriege, Annexionen und chauvinistisches Gehabe legten einen Grundstein für eine „Erbfeindschaft mit Frankreich“ und damit für zwei Weltkriege.

Die Staatsform, die Wilhelm I. zu vertreten hat, war eine zutiefst reaktionären Adelsdiktatur. In seine Regierungszeit fällt die weltweite Kolonienahme durch das deutsche Kaiserreich. Mit dem „Sozialistengesetz“ versuchte Wilhelm I. die einzig ernstzunehmende demokratische Bewegung seiner Zeit in Deutschland auszurotten.

Im nächsten Jahr soll des Tages gedacht werden, an dem sich ein Hohenzoller herabließ, „dieser Stadt seinen Namen zu geben“. Dabei gibt es nichts zu feiern. Wir könnten allenfalls ein Gedenken an die verstehen, die mit Spaten und Schubkarre schon lange Jahre vorher das Hafenbecken gegraben haben. Wilhelmshaven ist nicht die Stadt eines Kaisers, schon gar keine „Kaiserstadt“. Es macht keinen guten Sinn, gerade diesem Wilhelm abermals ein pompöses Standbild zu setzen.“

Am 27. September, 19 Uhr, wird im DGB-Haus Wilhelmshaven über das Denkmal diskutiert