Industriemanager für die Stadthalle

■ Geschäftsführer Seesing abgefunden, aber bald wieder für 6-Tage-Rennen engagiert

In der Bremer Stadthalle geht die Ära Seesing zu Ende. Gestern hat Wirtschaftssenator Claus Jäger den Aufhebungsvertrag des Stadthallen-Geschäftsführers unterschrieben. Der 56jährige Seesing, seit 1965 in der Stadthalle angestellt, seit 1978 als Geschäftsführer hauptverantwortlich und seit 1985 auch noch für die Durchführung der größten Stadthallen-Veranstaltung, das 6-Tage-Rennen zuständig, bekommt sein Gehalt bis zum ursprünglich vereinbarten Vertragsende 1995 weiter. Außerdem steht er in Verhandlungen darüber, als Privatunternehmer die Organisation des 6-Tage- Rennens im nächsten Januar zu übernehmen.

Direkter Nachfolger Seesings als Stadthallen-Geschäftsführer wird der im Veranstaltungsgeschäft völlig unerfahrene 60jährige Industriemanager Carlos Landmark. Sein Vertrag ist auf ein Jahr befristet, und er soll vor allem im Finanzbereich der Stadthalle „für eine sehr straffe Führung des Geschäfts“ sorgen, wie Jäger gestern sagte.

Hintergrund der Ablösung von Heinz Seesing ist die Umorganisation des gesamten Bremer Veranstaltungsbereichs. So soll die Stadthalle künftig ebenso wie die Glocke, die Tourismusförderung, die Messenkoordination und die Verwaltung von Weserstadion und Pferderennbahn einer Holding namens „Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft (HVG)“ unterstehen. Für deren Geschäftsführung wird derzeit überregional von einer Personalagentur nach einem geeigneten Kandidaten gesucht — bislang allerdings ohne Erfolg. „Ich war von Anfang an gegen diese Strukturveränderung“, sagte Seesing gestern zu seinem Abschied, „ein Stadthallen-Geschäftsführer braucht aber neben Sachverstand bei seiner Arbeit auch einen gewissen Glanz in den Augen. Der war mir in diesem Prozeß verlorengegangen.“

Einen „Glanz in den Augen“ mochte allerdings auch Seesings Interims-Nachfolger Landmark gestern partout nicht aufbringen. Ihn verbindet im Unterschied zu seinem Vorgänger keinerlei Liebe zum Showgeschäft mit der Stadthalle. Seine Aufgabe sieht er vielmehr darin, Organisation und Finanzcontrolling des Bremer Veranstaltungszentrums zu straffen. „Dafür ist es eher ein Vorteil, daß Landmark von außen kommt“, meinte Jäger. Der auf ein Jahr befristete Vertrag sichere ihm zudem seine Unabhängigkeit, stellte Landmark gestern fest und fügte noch einen weiteren Vorteil seiner Outsider- Rolle an: „Ich kann keine Interna ausplaudern, weil ich keine kenne“, sagte der in Argentinien geborene Landmark gestern.

Ob Seesing das nächste Bremer Sechs-Tage-Rennen veranstaltet, soll „in den nächsten Tagen“ entschieden werden, sagte Jäger. Eine Alternative dazu ist aber so kurzfristig kaum denkbar, da bisher alle Kontakte direkt bei Seesing zusammengelaufen sind. Seesing selber schloß gestern nicht aus, daß er seine Six-Day- Erfahrung künftig auch andernorts, zum Beispiel in Berlin, verkauft. „Mein Auflösungsvertrag schließt das nicht aus“, sagte er auf Nachfrage. Ase