Dumpfbacke für Volgestörte

■ Haßkappen-Funk bei OK-Radio schürt Vorurteile / HAM: "Menschenverachtend"

Der Herr hat einen eingeschränkten Wortschatz (“du bist Scheiße, Beate“), lispelt und hätte bei anderen Sendern kaum eine Chance. Andreas Clausen ist „Moderator“ bei OK-Radio, dort zuständig für „krankhafte Selbstdarsteller“ und „Vollgestörte“, wie er selbst einen Teil seiner Hörerschaft einschätzt. Ein Job mit Zukunft, wie's scheint. Clausens Hörerzahlen steigen, sein Chef Frank Otto ist „sehr zufrieden“ und außer der taz widmet heute auch der Spiegel dem pubertierenden 33jährigen eine Story.

Grund für die multimediale Aufmerksamkeit: Clausen schlägt dumpfbackig gezielt über die Stränge, die Hamburgische Anstalt für neue Medien (HAM) liegt wegen der Haßkappen-Sendung „AC - talk to me“ mit OK-Radio im Clinch. Nicht zu Unrecht. Denn Clausen läßt seine HörerInnen am Sonntagabend nicht nur „unzensiert“ Dampf ablassen, er selbst schürt in seinen Moderationen kräftig Haß und Vorurteile (“Serbe ist er nicht, dann würde er hier mit Handgranaten rumlaufen“).

Sein Meisterstück lieferte Clausen anläßlich der versuchten Besetzung der Neuengammer Gedenkstätte durch Roma und Sinti am 16. Mai ab: „Roma und Sinti,“ so erläuterte er fachkundig den Ablauf des Geschehens, „(...) kamen da anmarschiert. Dann hat Rudko Kawczynski sich aufgebaut, allmählich irgendwie demagogisch die Augen aufgerissen und versucht, sich zum Berserker zu verwandeln. (...) Auf jeden Fall gingen die Roma und Sinti dann (...) auf die Armada der Polizei los (...), der Polizeipfarrer (...) kriegte von Herrn Kawczynski gleich erst mal das Megaphon über die Rübe (...).“

Na, wenn das so war. Clausens 14jähriger Gesprächspartner wußte jedenfalls sofort, was zu tun ist: „Erschießen lassen, diesen Kawczynski oder wie er heißt.“ Konter des hörbar überforderten Moderators: „Du hast ja wirklich drastische Meinungen. Das kann man so doch nicht machen.“

Das findet auch die HAM, die Clausens Sendung als „menschenverachtend“ einstufte. Und OK-Programmchef Schalthoff räumt ein: „Das ist völlig aus dem Ruder gelaufen.“ Roma-Vertreter Kawczynski habe aber Gelegenheit bekommen, seine Anliegen über den Sender darzustellen, außerdem wolle man Clausen künftig etwas genauer auf die Finge schauen. An eine Änderung der Sendekonzeption sei nicht gedacht.

Auch der HAM, Aufsichtsbehörde für den Privatfunk, sind derzeit noch die Hände gebunden. Ein neues Hamburger Mediengesetz, in dem erstmals Sanktionsmöglichkeiten gegen einzelne Sendungen vorgesehen sind, konnte wegen der Auflösung der Bürgerschaft bisher nicht verabschiedet werden. uex