„Eingeschränkt zugänglich“

■ Neuer Hamburger Stadtführer für RollstuhlfahrerInnen vorgestellt

Das Hamburger Rathaus ist nicht behindertenfreundlich. Es ist nur eingeschränkt zugänglich, hat lediglich einen Behindertenparkplatz, die Bedienknöpfe im Fahrstuhl liegen mit 160 Zentimetern zu hoch: Zu diesem Ergebnis kommt der neue Hamburger Stadtführer für RollstuhlfahrerInnen. Gestern präsentierte die Landesarbeitsgemeinschaft für Behinderte (L.A.G.) zusammen mit Sozialsenator Ortwin Runde das Buch, in dem über 2000 Geschäfte, Restaurants, Hotels, Museen und öffentliche Einrichtungen auf ihre behindertenfreundliche Bauweise hin überprüft wurden.

Wobei auf die Anprangerung negativer Beispiele verzichtet wurde: „Wir haben nur die öffentlichen Einrichtungen fast komplett aufgeführt, weil wir finden, daß diese behindertengerecht sein müßten“, erklärte Andrea Bethke, Geschäftsführerin der L.A.G. Runde sieht den Stadtführer jedoch schon als zukünftigen Werbeträger: „Mit dieser Ausgabe wird Hamburg für viele Touristen richtig attraktiv, unsere Stadt zu besuchen.“

Doch mit der Attraktivität für Behinderte ist es noch nicht so weit her: Das Panoptikum kann beispielsweise gar nicht besichtigt werden - 14 Stufen und kein Fahrstuhl machen es auch zu zweit nahezu unmöglich, die wächsernen „Promis“ zu bewundern. Ganz dürftig sieht es mit den Schwimmhallen aus: Nicht eine bekam die Wertung „zugänglich“. „Besonders überrascht war man, wenn ich nach Solarium oder Sauna fragte“, berichtete Daniela Schremm. So entgegnete man ihr dreist, daß man ja wohl nicht alles verlangen könne. Doch auch, wer nur schwimmen will, hat es als RollstuhlfahrerIn schwer, da nicht ein Bad über eine Hebevorrichtung verfügt.

Ein Jahr lang haben über 400 MitarbeiterInnen Daten nach dem Prinzip „Selbsteinschätzung statt Fremdbestimmung“ zusammengetragen. So wurden Türbreiten millimetergenau erfaßt, Steigungen von Rampen ausgerechnet, Toiletten und Badezimmertüren in Hotels überprüft.

Als nächstes bringt München einen Stadtführer für Behinderte raus. „Dort ist wenigstens der öffentliche Nahverkehr behindertengerecht“, meint Daniela Schremm. Für Hamburg beklagt sie, daß niemand weiß, wann denn zum Beispiel der so hoch gepriesene behindertengerechte Niederflurbus fahre: „Ich kann doch nicht drei Busse lang warten, bis endlich mal der richtige kommt.“

Andrew Ruch

Der „Stadtführer für Rollstuhlfahrer“ kann bei der L.A.G., Richardstraße 45, 22081 Hamburg, für zehn Mark erworben werden.