Wenig zu meckern

■ Der Goats / Bad Brains-Brückenschlag im Docks überzeugte auch Nörgler

Irgenwie das Konzert zum nächsten Trend: der niemanden so recht schmeckende letzte (?) große Crossover, oder besser: die mediale Endverwurstung eines Multi-sonst-was-Brückenschlags. Der Sampler zum grobschlächtigen Hickhack, ab sofort in den Läden, heißt „Judgement Night“ und rührt den ulimativen Jugendkonsens zusammen: Slayer & Ice-T, Helmet & House of Pain, Pearl Jam & Cypress Hill usw. Auf dem nächsten Sampler dann: die Goats und die Bad Brains, heute schon live on stage. Die Ziegen, mit dem voll verdienten Rückenwind der Hip Hop-Späteinsteiger, befriedigten wieder mal alle Traditionalisten mit viel Gitarre und KrachBum. Das handgespielte Rockmoment der angenehm selbstironischen Rapper wirkte sowohl überzeugender in der Umsetzung, als der übliche Gebrauch von Plattenspielern, aber auch als Charme-Zwischentontötendes Klischee-Manko.

Und sicherlich als Zugeständnis zu den alten neuen komischen Bad Brains, die überraschenderweise selbst skeptischen Uralt-Fans wenig zu meckern boten. Was zunächst nach „eine engagierte Band spielt die Bad Brains nach“ schmeckte, entzog sich - trotz Abspulen alter Songs - immer mehr der Nörgelei. Und Israel Joseph-I, der neue Sänger, sah nicht nur so aus wie ein unprimadonnenhafter HR in jungen Jahren, sondern er sang auch fast so.

Die Bad Brains, 1987 schockgefroren und im Phrasen- und MTV-Zeitalter wieder aufgetaut. So trafen sie auch auf ein Publikum, das die Legende, die Initiatorenrolle der Brains lediglich als authentisierenden Beige-schmack wertete. Ein bißchen Rasta tut das seine dazu und eine weitere Nuance in den Pool.

Als erste Band hatte der Postmoderne-Gigant Sony Music noch Nürnbergs Blue Manner Haze ins Rennnen geschickt, deren künstlerischer Ausdruck aus dem Aufguß der beiden anderen bestand, mit ordentlichem deutschem Geschmacksverstärker.

Holger in't Veld