Benno ist böse

■ Der HSV trifft heute Abend auf den VfB Leipzig / Neu-Leipziger Weichert mault immer noch über Möhlmann

Als er noch für Hamburg spielte, hatte es der Neu-Leipziger Florian Weichert mächtig schwer. Für das Ungemach, das ihm Möhlmann seiner Meinung nach zufügte, will er sich heute Abend im Leipziger Zentralstadion rächen: „Ich will gewinnen und vor allem mir selbst beweisen, daß die Hamburger einen Fehler gemacht haben, mich wegzugeben.“, äußert er sich. Nervös wird er dennoch sein: Ausgerechnet in seinem ersten Pflichtspiel für die Leipziger trifft Weichert im Zentralstadion auf seine ehemaligen Kollegen. Für Weichert ist es selbstverständlich, hochmotiviert in diese Partie zu gehen.

In den 14 Monaten, die er beim HSV unterkam, war der von Hansa Rostock geholte Weichert nie richtig zum Zuge gekommen. Bei 21 Einsätzen, an denen er teilnahm, verdankte man ihm lediglich vier Tore. Zuletzt war sein häufigster Aufenthaltsort gar die Tribüne. „Dabei hatte ich mit dem Verein nie Probleme“, meint Weichert, denn die Wurzel allen Übels sei nämlich in Benno Möhlmann zu suchen. Durch ihn fühlte sich Weichert permanent schlecht behandelt und völlig falsch eingeschätzt.

In der vergangenen Woche wechselte Weichert für eine Ablöse von 750.000 Mark zum Aufsteiger. „Es gab zwar einige Bedenken, da Bundesliga-Neulinge naturgemäß immer mehr Schwierigkeiten haben als gestandene Vereine. Für mich war es jedoch die letzte Chance, in der Bundesliga zu spielen, da die Fronten in Hamburg verhärtet waren. Also habe ich mich für Leipzig entschieden“, erklärt er seinen Schritt.

Der VfB ist ihm dankbar: „Ich habe mir lange ein umfassendes Bild von ihm gemacht. Mit Weichert haben wir eine Persönlichkeit verpflichtet, die uns im schweren Kampf gegen den Abstieg helfen kann“, so sein neuer Trainer Bernd Stange. Auch Manager Klaus Dietze glaubt an den Neuzugang: „Er steht schon lange auf unserer Wunschliste.“ Die Erfüllung dieses Wunsches bereute bisher noch niemand, denn Weichert passe nicht nur sportlich zur Mannschaft, sondern auch charakterlich. „Der bekommt wenigstens keinen Kulturschock in unserer bescheidenen Umwelt“, meint der ostzonale Übungsleiter. Wie sollte er auch? Immerhin ist Weichert im „Fußball-Osten“ groß geworden.

Welche Aufstellung Stange gegen den HSV ins Feld ziehen lassen wird, verschwieg er bisher, macht aber andererseits um Weicherts Einsatz keine großen Geheimnisse: „Er wird spielen.“

Alle Zufriedenheit über den Einkauf führt beim Coach dennoch nicht zu Utopien. „Er wird bei uns nicht als Wunderwaffe gehandelt, aber er kann viel dafür tun, daß wir in der Offensive mutiger agieren.“ Eine entscheidende Rolle kommt Weichert allein durch seine vergangenheitsbedingte Gegnerkenntnis zu. „Ich werde natürlich Tips von ihm abfragen“, meint Stange heimtückisch. Das Programm, das man in Leipzig durchzuziehen plant, interpretiert Weichert ein wenig grobschlächtig als „Kämpfen bis zum Umfallen“.

Jan-Christoph Wolter