Polizei räumte im Preußischen Landtag

■ Heftige Proteste von Theaterleuten gegen Schließung des Schiller Theaters

Mit massiven Protesten von Theaterleuten gegen die beabsichtigte Schließung der Staatlichen Schauspielbühnen begann gestern mittag eine für diese Frage entscheidende Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses. Eine Gruppe von Protestierenden war es vor Beginn der Sitzung gelungen, bis in die Wandelhalle des Parlaments zu kommen und die Parlamentarier teilweise beim Zugang in den Plenarsaal zu behindern. Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien ließ daraufhin die Polizei rufen, die nach mehrmaliger Aufforderung die Wandelhalle räumte.

Frau Laurien wandte sich empört gegen das Verhalten der Demonstranten, unter denen sich neben Schauspielern und Mitarbeitern verschiedener Bühnen wie Katharina Thalbach auch Schiller- Theater-Intendant Volkmar Clauß befand. Sie warf ihnen vor, die Abgeordneten in „übelster, faschistoider Art“ beschimpft zu haben. Sie betonte, daß das Parlament ein offenes Haus sei, zu dem jeder Zutritt habe. Es sei jedoch unzumutbar, die Abgeordneten derart an der Wahrnehmung ihres Mandats zu hindern. Die Demonstranten hatten vor dem Plenarsaal ein Spalier gebildet, durch das die Abgeordneten gehen mußten. Kultursenator Ulrich Roloff-Momin wurde ausgepfiffen und „Schiller-Killer“ gerufen. Andere Abgeordnete, zumeist von der Opposition, wurden mit Beifall begrüßt. Als die Gruppe von der Polizei hinausgedrängt wurde, riefen einige: „Wir lassen uns nicht schließen!“

Als ironische Anspielung auf die Abstimmung über das „Aus“ für das Schiller Theater sangen die Demonstranten das Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“. Ein geplanter Vortrag aus Dantes „Göttlicher Komödie“ vor dem Preußischen Landtag wurde wegen der Bannmeile wieder abgesagt. Auf einem Container-Wagen des Schiller Theaters vor dem Landtag hieß es in Anspielung auf die bevorstehende Olympia-Entscheidung: „Unser nächstes Gastspiel: Schillers ,Räuber‘ am 23.9. in Monte Carlo“. Zur gleichen Zeit protestierten im Regen Angehörige der Fraktion Bündnis 90/ Grüne gegen die Olympia-Bewerbung. Die Abstimmung über das Schiller Theater fand erst nach Redaktionsschluß in den späten Abendstunden statt. dpa/taz