: Aktien verkauft
■ Ilona-Hepp-Prozeß: Ist der Bruder auf die Erbschaft wegen finanzieller Notlage angewiesen? / Prozeß bis Jahresende
Gegen Nicolas Hepp läuft gegenwärtig ein Strafverfahren wegen Fundunterschlagung, angestrengt von einem Essener Bankhaus. Der Bruder der ehemaligen AL-Politikerin Ilona Hepp soll Aktien im Wert von 80.000 Mark weiterverkauft haben, die er zufällig in einem von ihm gemieteten Bank-Safe fand. Dies ist ein weiterer Hinweis auf erhebliche Geldprobleme des Kunsthistorikers, dessen Zeugenaussage in den letzten drei Verhandlungstagen zahlreiche Widersprüche offenbarte.
Die Anklage in dem jetzt bis Jahresende terminierten Prozeß wirft Ilona Hepp vor, sie habe ihren Bruder töten lassen wollen, um das mütterliche Erbe nicht mit ihm teilen zu müssen. Tatsächlich stellte sich heraus, daß die Mutter schon Jahre vor ihrem Tod den größten Teil des Erbes der Tochter geschenkt hatte. Dabei handelt es sich um eine Villa im Wert von knapp zwei Millionen Mark und eine halbe Million Mark auf einem Schweizer Konto. Strittig sind zwischen Bruder und Schwester ein Barvermögen von zwei Millionen Mark bei verschiedenen Banken und Familienschmuck im Wert von 300.000 Mark. Der Bruder, der davon jeweils die Hälfte beansprucht, hat bislang nur knapp 100.000 Mark erhalten. Eine kurz nach dem Tod der Mutter geschlossene Vereinbarung, ein Konto mit 400.000 Mark zu teilen, wurde von Ilona Hepp blockiert, nachdem sie den „Diebstahl“ des Schmucks entdeckte. Dieser sei einst als ihre Aussteuer gekauft worden und gehöre ihr. Nicolas Hepp dagegen betont, er habe als Erbberechtigter den Schmuck sicherstellen wollen.
Neben der Fundunterschlagung wird gegen Nicolas Hepp gegenwärtig wegen Unterschlagung des Schmucks sowie wegen Steuerhinterziehung und Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung ermittelt. Der Bruder, der sich im Prostituierten-Milieu bewegt und zugibt, eine „Neigung zum Spielen“ zu haben, gab vor Gericht an, vom väterlichen Erbe zu leben. Beide Geschwister erbten 1971 durch den Tod des Vaters jeweils rund 750.000 Mark.
Die Verteidigung von Frau Hepp vermutet allerdings, Nicolas Hepp sei wegen Geldproblemen dringend auf das mütterliche Erbe angewiesen. Tatsächlich hat Nicolas Hepp in den zwei Jahren vor ihrem Tod von der Mutter rund 35.000 Mark erhalten. Ein Schlaglicht auf seine Einkommensverhältnisse wirft, daß er für die Eröffnung eines Textilhandels 15.000 Mark Kredit von der Mutter erbat. Bekannt wurden im Prozeß mehrere gescheiterte Versuche, nach Beginn des Erbschaftsstreits Geld von Konten der im Dezember 1991 gestorbenen Mutter abzuheben oder Aktien zu verkaufen. Der Versuch, das mütterliche Erbe für einen Kredit über 150.000 Mark zu beleihen, platzte ebenfalls. Gerd Nowakowski
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