Barcelona zu gedankenschwer

■ Nach dem 1:3 bei Dynamo Kiew droht dem FC Barcelona schon wieder ein frühes Ausscheiden im Europacup

Berlin (taz) – Große Angst um die sensiblen Seelchen seiner zumeist millionenschweren Spieler hatte Johan Cruyff vor dem Gastspiel im Landesmeister-Cup bei Dynamo Kiew und reiste mit dem FC Barcelona deshalb erst einen Tag vor dem Match in die Ukraine. „In Kiew gibt es nichts, und die Tristesse könnte die Spieler beeinflussen“, meinte der umsichtige Coach. „Wenn man erst 24 Stunden vorher ankommt, bleibt keine Zeit zum Denken.“ Denkste!

Während sich die Mannschaft von Dynamo, die immerhin das ganze Jahr in Kiew verbringen muß, von der beschworenen Tristesse wenig beeindruckt zeigte, hatten die Katalanen, die 300 Kilo Lebensmittel, darunter Wasser, Wein und Kaffee, aus Barcelona mitbrachten, wohl doch zu sehr gegrübelt. Dies aber vermutlich weniger über die wirtschaftliche Lage in Kiew als vielmehr über ihr letztjähriges Ausscheiden gegen ZSKA Moskau im Achtelfinale, das ihnen die Teilnahme an der lukrativen Champion's League vermasselte. Immer wieder hatte Cruyff vor den Ukrainern gewarnt und „höchste Aufmerksamkeit“ gefordert, doch ohne ihren neuen Torjäger Romario, der am Samstag in Rio für Brasilien das entscheidende Match um die WM- Teilnahme gegen Uruguay bestreitet, war der FC Barcelona beim 1:3 ohne Chance.

Schon nach fünf Minuten ging der stark in die Saison gestartete Tabellenführer der ukrainischen Liga vor 60.000 Zuschauern durch Schapenko in Führung, und selbst der Platzverweis für Mizin in der 26. Minute wegen eines Handspiels im Strafraum, half dem Cruyff- Team nur kurzfristig weiter. Ronald Koeman verwandelte zwar den fälligen Strafstoß, doch Leonenko (45.) per Elfmeter und Luschni (55.) machten Dynamo Kiews Triumph perfekt.