„Aus dem Stuhl befreien“

■ Bettina Böttingers Talk-Show „B. trifft...“ auf West 3, 22 Uhr

Statt „No Talk“ mit Roger Willemsen, den der WDR im Frühjahr so vergraulte, daß er zurück zum Pay-TV premiere ging, läuft ab heute in West 3 eine andere Talk- Show. Titel: „B. trifft...“. Moderiert wird sie von Bettina Böttinger (37), die auch das WDR-Medienmagazin „Parlazzo“ macht.

taz: Es gibt über 50 Talk-Shows im deutschen Fernsehen. Wieso machen Sie noch eine?

Bettina Böttinger: Weil auf diesem Sendeplatz eine Talk-Show geplant war, die geplatzt ist. Man suchte jemand, der das Ganze sinnvoll und mit eigenen Ideen übernimmt – so ist es gekommen.

Ihr Konzept klingt nach einer Mischung aus den Ideen von Roger Willemsen und der NDR-Talk- Show „vis-à-vis“.

Ich sehe nicht, daß das an „vis- à-vis“ erinnert. Der extreme Knaller bei „vis-à-vis“ ist doch, daß es keine ModeratorIn gibt, wenn sich die zwei Leute treffen, die sich nicht kennen. Bei uns sind auch zwei Gäste in der Sendung, die sich nicht kennen, doch das Konzept ist anders: Zunächst werden die beiden Personen mit Filmclips und Fragen vorgestellt, dann bringt man sie über ein Thema, das sie beide gemeinsam haben, ins Gespräch. Das können zum Beispiel eine Nonne und ein Schwuler sein, die beide Altenpflege machen. Thema kann die Vorliebe für schnelle Autos ebenso sein wie Fern-Beziehungen oder Engagement in der Aids-Hilfe.

Einer sollte, wenn's geht, ein Prominenter sein – allerdings wollen wir keine Talk-Show-Touristen haben. Am Anfang der Sendung machen wir einen Fragebogen und später auch kleine Spiele.

Stadt-Land-Fluß?

Nein, auch nicht Sackhüpfen. Wir wollen einfach Dinge aus den Leuten herausbekommen, die man durch Fragen allein nicht erfahren würde. Wenn man jemand aus seinem Stuhl befreit und der auch nur drei Schritte geht, dann öffnet sich dieser Mensch und verschanzt sich nicht mehr.

Wie machen Sie das mit der Programmankündigung? Das ist ja live, und die Leute sollen sich vorher nicht kennen...

Das geht eigentlich nicht. Da müssen wir Presse-Nachbearbeitung machen. Das ist das Risiko, das wir tragen: Es läßt sich nicht so gut vermarkten. Wir zeichnen übrigens zwei Stunden vor dem Sendetermin auf.

Warum?

Das hat einen bioenergetischen Grund. Um 22 Uhr am Freitag sind viele Leute relativ abgeschlafft. Deshalb zeichnen wir zwischen 19 und 20 Uhr auf. Allerdings eins zu eins – nicht geschnitten. Das macht Biolek übrigens auch so. Interview: kotte