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Ökohäuschen von der Stange

■ Hersteller von Fertighäusern setzen auf den Trend zum ökologischen Bauen

Ein Alptraum für alle Bauherren und -frauen: Sie bestellen ein Fertighaus mit allem Drum und Dran. Doch als der Lastwagen mit dem Bausatz vor Ihrem Grundstück vorfährt, ist nirgends der von der Firma versprochene Richtmeister zu sehen. Kein Wunder, denn der Hersteller ist pleite gegangen, und der ersehnte Aufbauhelfer ist stiftengegangen. Ungerührt von Ihrer Panik, lädt der Kraftfahrer die Einzelteile Ihrer neuen Behausung zu Ihren Füßen ab. Rechts die Außenwände, zu Ihrer Linken das Dach in der Standardausführung mit 18-Grad-Neigung und die vielen Fenster und Türen in die Mitte.

Was tun? Vielleicht nähern Sie sich jetzt einmal vorsichtig dem Haufen Fertighausmasse. Und was sehen Sie? Jede Menge Spanplatten etwa oder gar PVC-Abwasserrohre? Glaswolle und Polystyrol als Dämmstoffe? Tropenholzfenster? Spätestens jetzt ist die Katastrophe entgültig perfekt. Ihnen wurde das falsche Haus geliefert. Hatten Sie doch bei Ihrer Verabredung mit dem freundlichen Kundenberater im Musterhaus extra ein umweltfreundliches Fertighaus verlangt. Eines mit Dämmstoffen aus Holzwolle, Kork und Schilf, die Balken aus heimischen Fichten. Auch einen süßen, schnuckeligen Niedertemperaturkessel und eine Regenwasserzisterne hatten Sie sich vorgestellt. Die Böden sollten aus Terrakotta sein, und im Wintergarten sahen Sie schon die Tomaten reifen. Statt dessen haben Sie nun Scherereien mit unverbautem Sondermüll.

Welche Baustoffe in den vier Wänden ihres Fertighauses verbaut wurden, bleibt den meisten Bauherren und -damen in der Regel jedoch schleierhaft. Noch vor einigen Jahren wunderten sich etliche Fertigbaufans darüber, daß sie nach dem Einzug immer häufiger von Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und anderen Zipperlein befallen wurden. Natürlich hatte das einen Grund: Früher waren die in den Fertighäusern verwendeten Baumaterialien fast ausschließlich Spanplatten, und die Ausdünstungen an Formaldehyd waren entsprechend groß. Zu allem Übel wurde bei der Außenverkleidung vieler älterer Fertighäuser auch mit asbestzementhaltigen Platten nicht gegeizt. Wenn nun die einstmals modernen Verschalungen verwittern, werden die krebserregenden Fasern freigesetzt. Wurden dann auch noch Holzverkleidungen mit Holzschutzmitteln wie Lindan behandelt, entpuppt sich die schlüsselfertige Wohnidylle plötzlich als chemiegeschwängerter Sargnagel.

Doch die Fertighaushersteller haben dazugelernt: Angesichts der um sich greifenden berechtigten Angst vor Wohngiften und Baustofftücken bieten jetzt immer mehr Hersteller statt der üblichen Plastik- und Spanplattenorgie auch ökologisch verträglichere Fertigbauvarianten an. Diese haben zumeist eine bessere Wärmedämmung aus natürlichen Dämmstoffen und sind mit verbrauchsarmen Wärme- und Heizungssystemen ausgestattet; sogar Grasdächer und Solaranlagen werden auf Wunsch mitgeliefert. Wer als Hersteller außerdem Mitglied in der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau ist, verpflichtet sich, nur gutgedämmte Häuser zu bauen. Das heißt, Wände dürfen den k- Wert von 0,46 nicht überschreiten, es werden keine Holzschutzmittel mit PCP, Lindan oder Chromat verwendet, und in der Raumluft dürfen nicht mehr als 0,05 ppm Formaldehyd enthalten sein. Pro Jahr werden im Stichprobenverfahren ein bis vier Häuser untersucht, und auch für Bauteile werden Gütekontrollen vorgenommen.

Wer ganz sicher gehen will, daß seine Bude hinterher nicht zum Himmel stinkt, sollte mit dem Fertighaushersteller eine Schlußabnahme vereinbaren, bei der Schadstoffe gemessen werden. Institute wie das eco-Umweltlabor in Köln berechnen pro Messung von den 40 wichtigsten Substanzen, die Gase ablassen können, zur Zeit um die 1500 Mark.

Nicht viel Geld angesichts der horrenden Summen, die die Schadstoffsanierung eines Hauses hinterher kostet. Die Asbestbunker können davon ein Lied singen. Und auch die Interessengemeinschaft der Formaldehydgeschädigten in Bonn gibt gerne Auskunft über ihre ganz persönlichen Erfahrungen.

Interessengemeinschaft der Formaldehydgeschädigten, Kölnstraße 198, 53111 Bonn, Tel. 0228/659044

Christine Berger

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