Unterm Strich

„Seit sie in den USA als Rocklady Tina Turner auf der Kinoleinwand zu sehen ist, stapeln sich bei der 34jährigen Angela Bassett die Drehbücher. Zur Zeit ist die schwarze Schönheit mit den vielen langen geflochtenen Zöpfen ständig auf Reisen ...“, flüstert der Ticker, diese Literaturmaschine der Hölle, dem Urlaubsrückkehrer schon wieder giftigsüß ins Ohr. Und macht dann gleich noch tolldreister weiter: „,Filme sollen über Menschen sein‘, meint sie. ,Schwarze sind Menschen‘, lacht sie, und dabei sind ihre strahlend weißen, geraden Zähne zu sehen ...“ haltstopaufhören ... ohjeohjeohjemine ... zu spät, dpa hat uns wieder!

Alexander Solschenizyn ist jetzt Ehrendokter. In Liechtenstein. Der greise Nobelpreisträger bedankte sich höflich und bedauerte en passant „die Verarmung der Seele und die Entfremdung des Menschen als Folge des Fortschritts“.

Vor wenigen Wochen hieß es noch „Leipzig lebt Kultur“, jetzt sieht das dpa-Literatur-Orakel über Nachrichtenlage und „Kulturlandschaft“ „dunkle Wolken aufziehen“: „Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten sorgt die leere Stadtkasse für Katerstimmung in Oper, Gewandhaus und Schauspiel.“ Es soll nämlich, wer hätte das gedacht, gekürzt werden. Die Oper und das ihr angegliederte Operettenhaus „Musikalische Komödie“ sollen 13 Millionen ihres bisherigen Etats von 62 Millionen einsparen. Das Gewandhaus soll es fünf der bisher bewilligten 62 Mios kosten. Die bisherigen Reaktionen der Intendanten reichen von unwirscher Ablehnung dis hin zu verhaltenen Gegenvorschlägen.

Die Junge Union hat sich mal wieder den richtigen Gegner rausgesucht, um sich und ihr neo-ekelhaftes Demokratieverständnis ins Gerede zu bringen. Als „widderliche Volksverhetzung“ hat der JU-Vorsitzende Hermann Gröhe die BAP-Single „Widderlich“ bezeichnet. Single und Video-Clip seien „üble Beleidigungen, die Demokraten nicht auf sich sitzen lassen dürfen. Bei manchem verständlichen Ärger über die Politik und Politiker: Wer alle politisch Verantwortlichen als ,widderlich‘ beschimpft, greift die Demokratie selbst an.“ Formuliert schon ganz wie ein Alter, der Jungpolitikmann. Weiter „moniert“ (so muß man das in diesem neo-neo-streberhaften Wir-üben-Gemeinschaftskunde-Kontext wohl nennen) Gröhe, daß bei BAP Kohl, Waigel, Biedenkopf, Vogel, Gauweiler, Kanther, Streibl, der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts Mahrenholz (von der SPD) und Kinkel neben Bildern von Schönhuber, Neonazis, Goebbels und den Särgen ermordeter Ausländer gezeigt werden. Drunter unter der Presseerklärung steht dann das Logo „Junge Union – touch the future“. Da schnallst du ab, Mensch!

Die Deutsche Gesellschaft lädt für den 26. September in Berlin zum „Deutschen Denkmalstreit“ in das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Mit Blick auf

die Umgestaltung der Schinkelschen Neuen Wache Unter den Linden zur zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland will sich die Tagung mit der Situation von Denkmalen, Mahnmalen, Erinnerungs- und Gedenkstätten nach der „Wiedervereinigung“ befassen. Mit dabei u.a. der Direktor des Deutschen Historischen Museums, Christoph Stölzl, sowie SPD-Thierse.

Die „Stroemfeld-Fördergesellschaft“ zur Unterstützung der verlegerischen Tätigkeit des Anfang Juli Konkurs gegangenen Stroemfeld-Verlags durch Beratung und vor allem durch Geld ist jetzt in Basel gegründet worden. Die Gesellschaft, die Basel als festen Sitz gewählt hat, bemüht sich vorrangig um die Sicherung der Arbeit an den begonnenen und geplanten Werkausgaben (Hölderlin, Kleist, Groddeck, Trakl, Clara und Robert Schumann u.a.), aber auch um ein Sanierungskonzept, das die Verlagslinie von Stroemfeld unter ungünstigen Umständen fortführt.