Leere Straßen, leere Mägen

■ In der angolanischen Stadt Malange belagert die Unita 50.000 Menschen

Malange (IPS) – Jeden Morgen ab acht Uhr halten Soldaten die Menge der Hungrigen in Schach, die sich vor dem Lagergebäude für Nahrungsmittel versammelt. Innen balgen sich Kinder um übriggebliebene Getreidekörner. Andere betteln vor dem Haus. Im angolanischen Malange leben 50.000 Menschen am Rande einer humanitären Katastrophe. „Ich wohne hier seit dreißig Jahren, und noch nie war die Lage so schlecht“, sagt Maria José Fernández, Leiterin eines Caritas-Zuteilungszentrums für Lebensmittel.

Seit November vergangenen Jahres belagern die Rebellen der Unita die Stadt Malange. Die Unita kontrolliert den überwiegenden Teil der umliegenden Provinz. Die Stadt ist abgeschnitten, die Straße in die Hauptstadt Luanda ist leer, ebenso der Bahnhof, in den keine Züge mehr einlaufen.

Überall ist die Unter- und Mangelernährung sichtbar: Die Haare der Kinder sind ohne Glanz, die Beine so dünn wie Streichhölzer, die Bäuche vor Hunger aufgebläht. „Die Region ist normalerweise sehr fruchtbar und ertragreich. Doch zur Zeit sterben täglich Dutzende von Menschen“, so Fernández. Seit Ende letzten Jahres liegen die Felder brach. „Hinzu kommt, daß aus Luanda keine Nahrungsmittellieferungen mehr kommen. Resultat ist, daß alle hungrig und verzweifelt sind.“ Erst seit August funktionieren die Hilfsflüge des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) wieder, dessen Einsätze aus Sicherheitsgründen monatelang gestrichen werden mußten.

Jetzt hoffen Gesundheitsvertreter der Region darauf, daß neben einer besseren Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln auch wieder mehr Medikamente nach Malange gelangen. 200 Patienten werden in der Stadt von zwei Ärzten versorgt. „Die schlimmsten Fälle bekommen wir gar nicht mit“, sagt einer von ihnen. „Die Betroffenen schaffen es nicht mehr bis ins Krankenhaus.“

Wie es weitergehen soll, weiß keiner. Die Felder können nicht bestellt werden. „Im Januar oder Februar“, warnt Regierungsvertreterin Conceicao Araujo, „wird sich die Situation hier noch verschlechtert haben.“ C. Simpson