Bekannte Folgen

■ betr.: „Stau-Auflöser basteln an ,grüner Welle‘“, taz vom 8.9.93

Weltweit planen Fachleute, wie der umweltfeindliche Individualverkehr aus den Stadtzentren verbannt werden kann und Berlin „bastelt an der grünen Welle“ für den Privat-Pkw, damit dieser wieder über die Kantstraße in die City rasen kann. Wertvolle Steuergelder fließen in ein unnötiges „Referat für technische Steuerung des Straßenverkehrs“, das um 100% mehr Mitarbeiter aufgestockt wurde. Die Unfähigkeit der einzelnen Referate, ressortübergreifend zu denken und zu planen, zeigt sich an dem ausschließlich auf die Ampel fixierten Denken und Planen: Hauptsache, die Ampel zeigt für das Auto „grün“, egal, ob der Autoverkehr dadurch wieder zwangsläufig zunimmt, die Umweltbelastung steigt, die Parkplätze fehlen, ob Fußgänger dadurch länger warten müssen, die Unfallgefahr besonders für Fußgänger und Radfahrer steigt, die Ozonbelastung zunimmt – mit all den (fast) jedermann bekannten Folgen. Nur der Herr Verkehrssenator Haase und die Ampel-Planer scheinen diese Folgen nicht zu wissen oder vorsetzlich zu verdrängen. Der Kollege Umweltsenator Hassemer stellt schon heute in seinem Gutachten fest, daß durch die Autofahrer die Stickoxid-Belastung an Berliner Hauptstraßen „in nahezu allen Fällen“ überschritten wird. Anstatt die Hauptstraßen von den Autos zu entlasten und die Nahverkehrsmittel zu optimieren, wird der BVG-Service immer schlechter und teurer und das Auto durch die Planung der „grünen Welle“ wieder in die Stadt gelockt. [...] Thomas Kohlstedt