■ Ist Berlin noch sicher?
: „Keine Waffe mehr, ich war Soldat!“

Karl-Heinz Wiewicke, 59 J., im Vorruhestand

Ich fühle mich überhaupt nicht mehr sicher. Angst habe ich vor Überfällen, seit ich selbst zusammengeschlagen worden bin. Ich schütze mich, so gut ich kann, mit einem Regenschirm oder mit Reizgas. Meist verlasse ich mich auf meine Fäuste. Der Polizei vertraue ich absolut nicht mehr, man sieht sie ja kaum noch. Private Wachschutzdienste sind aber auch keine Lösung, die Polizei muß wieder präsenter werden.

Christiane Korte, 34 J., Angestellte

Ich schütze mich nicht weiter, denn eigentlich fühle ich mich sicher in Berlin. Allerdings fahre ich nachts nicht gerne U- oder S-Bahn. Die Zahl der Polizisten in Berlin ist völlig ausreichend. Private Sicherheitsunternehmen bringen Probleme, höhlen nur das Gewaltmonopol des Staates aus. Wenn ich an die Guardian Angels denke, die unbewaffnet sind, frage ich mich, was das soll.

Birgit de Buhr, 35 J., Studentin

Ich selbst habe noch nichts Unangenehmes erlebt, aber man hört ja immer von anderen, die bedroht und verfolgt worden sind. Die Polizei ist auf den Straßen präsent, aber die hängen doch nur rum. Von den privaten Wachschutzunternehmen fühle ich mich eher bedroht. Und deren Riesenköter finde ich auch nicht so toll. Meine einzige Bewaffnung ist eine Trillerpfeife: Viel Krach hilft viel.

Rudolf Kirchner, 76 J., Rentner

Abends fühle ich mich in Berlin nicht mehr sicher. Mir selbst ist zwar noch nichts passiert, aber ich höre es ja in den Nachrichten, daß die Kriminalität zunimmt. An meiner Wohnungstür habe ich eine Alarmanlage installiert, aber das war schon vor acht Jahren. Eine Waffe möchte ich nicht tragen, ich war lange genug Soldat im Zweiten Weltkrieg, ich halte nichts mehr von Waffen.

Bettina Kämpfe, 25 J., Sachbearbeiterin

Wenn ich nachts alleine unterwegs bin, fühle ich mich nicht mehr sicher. Auch in der U-Bahn, so ab halb zehn, habe ich ein komisches Gefühl. Zu meinem Schutz will ich mir Reizgas zulegen. Ich selbst habe noch keine unangenehmen Erfahrungen gehabt, aber ich glaube, daß die Gewalt zunimmt. Mit mehr Polizei ist es nicht getan, das kann leicht zu Gegengewalt und Provokation führen.

Marco Gauder, 19 J., arbeitslos

Manche Teile von Berlin sind ziemlich scharfes Pflaster, auch Kreuzberg gehört dazu. Gerade nachts sollte man vorsichtig sein. Ich selbst hatte eine ganze Weile, wie die meisten, eine „Kanone“, eine Gaspistole. Aber das bringt nichts, denn wenn ich meine ziehe, zieht der andere vielleicht seine. Und woher weiß ich, daß seine auch nur Gas ist? Nachher lieg' ich da, und er lacht sich eins.

Umfrage: Martin Böttcher

Fotos: Bente Geving