Häßliche Aussichten

■ Asylbewerberschiff dümpelt vor sich hin

Jeder der 200 „Gäste“ (so nennt der Sozialarbeiter die Bewohner des Asylschiffs) der Embrica Marcel hat einen Code- Schlüssel. Nur mit dieser Plastikkarte im amerikanischen Hoteldesign kommt man durch die Metall-Schranke. BesucherInnen müssen sich am Eingang ausweisen. Bis 20.30 Uhr ist der Besuch erlaubt. „Im Krankenhaus gibt es ja auch eine Besuchszeit, und die wird ja auch eingehalten“, erläutert der Pförtner die Beschränkungen. Ein Wachmann sitzt mit dem Pförtner gemeinsam in der Concierge-Loge.

Auf dem Schiff wohnen nur alleinstehende Männer. Die größten Nationalitätsgruppen sind Jugoslawen, Rumänen und Kurden. Aber auch Russen, Schwarzafrikaner, Sri Lankesen, Chinesen, Libanesen und Polen leben auf der schwimmenden Unterkunft. Das Schiff ist eigens als Wohnschiff konzipiert: Es hat keinen Motor. Aus den Fenstern sieht man auf das bewegte Wasser, doch das Schiff schaukelt angeblich nicht.

„Niemand muß hier essen oder schlafen, er muß nur manchmal den Schlüssel benutzen, um zu dokumentieren, daß er hier wohnen will“, erläutert ein Sozialarbeiter. Die Schlüsselbenutzung wird automatisch festgehalten. Zur Zeit kommen jeden Tag fünf bis zehn neue Flüchtlinge auf das Asylschiff, die ihre vorübergehende Heimat mit Hafenkränen, Lagerhallen und dem großen Schornstein der Stadtwerke am gegenüberliegenden Ufer teilen müssen. vivA